Nr. 5
Wir sind irgendwie in ein neues Leben hineingefallen.
Nein, es fühlt sich nicht an wie eine Urlaubsreise, zwei
Koffer packen, die Nachbarn bitten, die Blumen zu gießen. Heimkommen ist später,
nicht bald. Es ist irgendwie der Fall in ein ein neues Leben. Man ist nicht
Gast, nicht der Vorbeigehende, nicht der Zaungast mit einem scheuen Blick auf
die Veranda der Einheimischen. Man ist irgendwie Teil, man ist hier eben auch,
wie alle. Woher sie auch kommen. Man hat eine Adresse, eine Wohnung, einen
chilenischen Personalausweis (die Rossi), langsam kennt man die Supermärkte und
kleinen Läden, dort wo es auch Roggenmehl gibt, man kennt langsam die Einbahnstraßen,
man bekommt Fixpunkte bei der Orientierung (zum Beispiel die ohne Ende
hässliche Kirche auf dem zentralen Platz von Valdivia!)
Irgendwie wie sind wir hier aus dem Himmel gefallen und ganz
weich aufgeschlagen. Alle haben uns geholfen, mit offenen Armen empfangen:
Ananda (unser Kontakt Nr.1, sowieso, und hat einen Tisch und drei Stühle
gebracht), Isabel (hat sich eh um alles gekümmert!!!), Pablo, José, Jens, viele
andere mehr.
Der Taxifahrer hat uns einen Mietwagen besorgt, der Pförtner
grüßt uns herzlich, und alle sind bemüht, uns irgendwie weiter zu helfen.
Uns! Den Ausländern! Wenn wir das Licht im Auto brennen
lassen, dann klingelt der Nachbar an unserer Tür. Super, Danke!!!!
Wenn man da ist, richtet man sich ein – ein bisschen
zumindest! Na ja, einen Wäschetrockner und ein Bügeleisen, Kerzen für die
Gemütlichkeit, ein kleines Tischchen für den Balkon, Schlappen (Puschen) für
die Gemütlichkeit! Stühle und eine Matratze für die Gäste. Und sonst noch 1000
wichtige Sachen, so eine kleine Kaffeekanne, bei der man von oben so ein Sieb
reindrücken muss.
Man ist ja nicht auf der Flucht.
Das „alte“ Leben ist langsam immer weiter weg. Das „neue“,
das ist es, was gerade zählt, was einen fordert, beschäftigt. Und dann auch
noch alle die neuen Eindrücke verarbeiten: die kleinen grünen Papageien wohnen
auch hier, sind meine Nachbarn. Und die Schwäne mit den schwarzen Hälsen. Und
das Essen im Restaurant ist schlecht und teuer (nur der erste Eindruck!). Aber
das ist jetzt unsere neue Welt, in die wir gerade hineingefallen sind!
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