Freitag, 26. Mai 2017

Salar de Uyuni


32 Salar de Uyuni

Ein Blog der Bilder. Manche Dinge sind so großartig, oder magisch, oder mystisch, oder wie von einer anderen Welt, dass man sie nur schwer in Worte fassen kann.
Frühstücksraum Grenze Chile - Bolivien
Wir haben bei Cordilleras Traveller gebucht. Im Reiseführer stand: die Anbieter sind alle gleich schlecht. Beschrieben haben sie uns die Tour ganz toll. Na ja, die erste Nacht, das wäre eine Art Berghütte, Schlafsaal, in 4200 m Höhe. Die nächste Nacht ist dann ein Salzhotel, also das Haus ist nicht aus normalen Ziegeln, sondern aus Salzquadern gebaut. Also von so was hatte ich schon gehört, mit viel Luxus und so. Die dritte Nacht ist auch nicht schlecht. 
 
Also gut, schau mer mal.
Genzstation Bolivien
Die Grenze zu Bolivien ist ca. eine Stunde entfernt, auch schon 4400 m hoch, die Grenzstation auf chilenischer Seite ist allerdings noch in San Pedro. Die Reisenden werden dorthin mit einem Bus gebracht und dort auf geländegängige Jeeps verteilt. Die ganze Gegend ist Toyota-Land, andere Marken konnten sich offensichtlich nicht durchsetzen.
Unsere Gruppe wurde auf drei Toyotas aufgeteilt. Wir waren sechs: ein Pärchen aus Brasilien. Sie hatte einen riesen Schalenkoffer dabei und trug jeden Tag ein anderes Outfit. Ganz reizend und bekennende Fans der gepflegten Tätowierung. Ein Pärchen aus Großbritannien, er Engländer, sie Schottin, arbeiten in National Health Service auf der Insel. Brexit finden sie auch Scheiße. Und wir. Auch ganz nett. Ist schon wichtig, dass man sich gut versteht, man ist vier Tage auf ziemlich engem Raum zusammen.
Toyotaland

Nach den Grenzformalitäten, das Gepäck ist auf dem Dach verstaut, wird ein Frühstück serviert. „Zum Sch... reicht’s“, würde ein Freund von mir sagen. Aber Toiletten gibt es keine.


Aber irgendwie, diese Landschaft entschädigt für alles. Unser erstes Ziel ist die Laguna verde. Diese auffällige Färbung wird durch einen hohen Anteil an Mineralien wie Kupfer, Magnesium, Calciumcarbonat, Blei und Arsen verursacht. Scheint zum Baden nicht so gut geeignet zu sein. Auch nicht für Flamingos. Die finden sich an der nächsten Lagune, etwa 30.000 Tiere, die hier eine ideale Heimat gefunden haben. Kalt, vor allem in der Nacht, immer windig. Und ich dachte immer, die Flamingos seien was für die Tropen.

Dass wir uns eigentlich auf der brodelnden Erdküche bewegen, wo die heiße Lava die Oberfläche zu einem ganz besonders schönen, aber lebensfeindlichen Stück Erde zusammengebacken hat, merken wir dort, wo die inneren Kräfte noch zutage treten: am Salar de Chalviri und bei den Geysiren. Am Chalviri hat man das heiße Thermalwasser in kleinen Becken gefasst, man hätte hier baden können. Das Wasser war warm, 35 Grad – aber rein und raus, ausziehen und wieder anziehen – nein danke. Bei einer Windtemperatur von gefühlt minus 10°C?

Die Nacht im Refugio verbringen wir einigermaßen unbeschädigt. Die Nacht ist sternenklar, das Kreuz des Südens wird langsam zu unserem ständigen Begleiter. Wir freuen uns auf den Morgen und die Sonne, die dann wieder die eisstarre aus unseren Gliedern löst.

Arbol de Piedra
Wir bewegen uns immer zwischen 3500 und 5000 m. Das geht erstaunlicher Weise ganz gut – solange man sich nicht schnell bewegt. Geholfen hat auch, dass wir vorher schon ein paar Tage in San Pedro waren, auf 2500 m.
Dali Wüste

Wir fahren durch ein Hochtal, durch die Dali-Wüste zum Baum aus Stein (Arbol de Piedra).
Dalí-Wüste? Desierto de Dalí? Ich frage unseren Fahrer Efraim (der eigentlich auch so was wie Reiseleiter sein sollte), meinst du D E N Dalí?
Efraim sagt: klar, Salvador. Der Maler.
Ich sage: und was hat er mit der Wüste hier zu tun?
Efraim sagt: von hier hat er seine ganzen Anregungen für seine Bilder.
(Ich denke, na ja, Wüste und Steine finden sich schon bei seinen Bildern.)
Ich sage: und woher wusste er wie es hier aussieht?
Efraim sagt: er war hier!
Ich sage: hier? Wann? Wie?
Efraim sagt: mit dem Fahrrad. In den 40er Jahren.
Hammer, denke ich, der absolute Hammer!
Damals gab es ja nicht mal so eine lausige Piste, nur Wüste, Sand, kindskopfgroße Steine, keine Wasser, und dann der schreckliche Wind. Man konnte ja nicht mal aufreckt stehen, geschweige denn Rad fahren. Wie oft mag es seinen Bart verbogen haben. Und wie mag die Kleidung des Dandys ausgesehen haben. Unvorstellbar.
Dalí und Rossi

Tolle Geschichte – nur leider: kein Wort wahr.
Aber irgendwie, wenn man sich seine Bilder ansieht, könnte ja wahr sein.


Die Fahrt geht immer weiter nach Norden, man kann sich an der Landschaft nicht satt sehen. Vielleicht gibt es ja in unserer Sprache auch nicht die richtigen Worte für 1000 Formen Wüste, 1000 Farben – außer Grün.

Wir kommen an großen Lagunen vorbei, die, wegen der unterschiedlichen mineralischen Zusammensetzung, in ganz unterschiedlichen Farben strahlen. Was hier auch den besagten 30.000 Flamingos offensichtlich auch behagt.
Der Tag neigt sich dem Ende zu, wir fahren nach San Juan. Um dieses Kaff zu beschreiben, auch dazu fehlen mir die Worte. Aber immerhin, angekündigt war das Hotel de Sal. Gut, vor dem Einchecken mussten wir noch vorher in einem kleinen Laden einkaufen, wer will Wein oder Bier, gibt es im Hotel offensichtlich nicht.
Unser "Hotel"
 Es war ein lausiger Lagerschuppen, wir hatten immerhin ein „Zimmer“ für uns. Es war überall kalt, beim Essen, im Zimmer, im Schlafsack, draußen, überall. Alles was wir dabei hatten, das haben wir am Körper getragen. Ich konnte den Mädels in der Küche noch zwei kleine Plastikflaschen mit heißem Wasser abschwatzen, als Wärmflasche sozusagen. Das hat geholfen. Erstaunlich!
Wir haben die Nacht, vor allem auch das Essen überlebt. Es war ein neuer Tag. Wir nähern uns unserem Ziel, dem Salar de Uyuni. Eine Laune der Natur hat hier eine Salzwüste geformt, die weißer und größer ist, als alles, was man sich vorstellen kann. An manchen Stellen endet der Blick über das Salz im Nirgendwo, verliert sich im Blau des Himmels, verblasst in den Sphären des Alls.
Salar de Uyuni

Der Salar de Uyuni ist mit über 10.000 qkm der größte Salzsee der Welt. Der Bodensee passt ca. 18-mal hinein, das Saarland viermal. Als wir den Salar betraten strahlte dieser im weißesten denkbaren Weiß. 
Soweit das Auge reicht. An einigen Stellen kann man hier die Erdkrümmung gut erkennen. In einer Höhe von ca. 3600 m. Doch dieser wunderbare See atmet mit den Jahreszeiten. Während der Regenzeit füllt er sich mit bis zu einem halben Meter Wasser und ändert sein Gesicht. 

Da wird der See zum Spiegel des Himmels und des Horizonts, an dem sich kräftige Wolken auftürmen. Doch es dauert nicht lange, die unerbittliche Sonne verdunstet das Nass bis dann nur noch wieder das unendliche Salz bleibt, hart und fest, damit auch die Toyotas mit ihren Touristen darüberfahren können.
Isla Incahuasi


Inmitten des Salar findet man eine kleine Insel: Incahuasi. Auch Isla del Pescador genannt. Eigentlich eher ein großer Felsbrocken, etwa 60 m hoch, der ein einzigartiges Habitat für die Säulenkakteen darstellt.
Kakteen mit Mond
Mächtige Pflanzen, wenn man bedenkt, dass sie gerade mal 3 – 5 mm pro Jahr wachsen. Wir waren dort zum Sonnenaufgang, zum Schlafen in dem famosen Hotel war es ohnehin zu kalt.
Magic

Wir blieben so lange es ging auf diesem Spielplatz der Emotionen und Gefühle. Benahmen uns wie junge Hunde, die zum ersten Mal Schnee sehen, ließen unserer Freude freien Lauf.
Salz Hotel
Eine Sache ist noch zu erwähnen. Das Hotel de Sal Playa Blanca. Das war schon eine ziemlich coole Idee. Ein Hotel, ganz aus Salz, mitten auf dem Salzsee. Heute ist es ein Museum, der ganze See ist inzwischen Nationalpark, das ist auch gut so. Aber immerhin, es war eine ganz besondere touristische Innovation.
Zugfriedhof

Von dieser Natur zurück zu dem was wir Menschen so auf der Erde treiben. Technikversessen sind wir ja. Im Jahr 1900 beschloss Bolivien zwecks Landesentwicklung auf die neueste Technologie zu setzen – es kaufte in Europa modernste Züge und Lokomotiven in Europa. 1903 konnten die ersten Passagiere damit befördert werden. Doch der Spaß hatte bald ein zähes Ende: 1909 musste der Betrieb wiedereingestellt werden, es fehlten Techniker, die die Züge warten konnten. Und: geblieben ist ein bizarrer Zugfriedhof in Uyuni.

Über Uyuni will ich mich nicht weiter äußern, viel besser als der Zugfriedhof ist es auch nicht. Die Rückreise nach San Pedro de Atacama verlief ohne Zwischenfälle, von der letzten Nacht will ich lieber nicht sprechen, was bleibt ist diese unvergleichliche Natur. 

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