Samstag, 6. Mai 2017

Osterinsel Rapa Nui


28 Osterinsel Rapa Nui



Moai mit Hut-/Haarkranz
Die Osterinsel – irgendwie ein Mythos, so was wie der Osterhase, vielleicht realer. Bestimmt hat fast jeder ein Bild von den eigenartigen Steinfiguren im Kopf, und irgendwie sehr weit weg. Es ist der am weiteste entfernte Ort von der nächstgelegenen Zivilisation. Hammer! Irgendwie irre. Und wir wissen eigentlich nichts. (Die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnis ist – wie immer – der Irrtum von morgen!) Vermutlich wurde das Eiland von Marquesas aus besiedelt. Marquesas – Osterinsel: Luftlinie 3600 Kilometer. Von Polynesiern. Die auch auf Tahiti wohnen. Schön und gut. Sicher haben sie was von Navigation verstanden, wie man sich an den Sternen orientieren kann. Aber woher konnten sie wissen wo sie hinwollten. Das waren doch keine übermütigen Jungs, die mal zwecks Brautschau oder Frauenraub – nach einem guten Joint – sich ins Kanu setzen und zur Nachbarinsel rüber ruderten.

Sagen wir mal es sind 3600 km Luftlinie. Strömung, Wind, Flauten verlängern die Reise womöglich auf das Doppelte, also gut: 5000 km. Durchschnittsgeschwindigkeit max. 3 km pro Stunde. Und wenn man dann auch noch das Ziel (diese Osterinsel) genau trifft, dann war man 70 Tage, also zehn Wochen unterwegs. Was haben sie gegessen und was haben sie getrunken? Regenwasser? Zweieinhalb Monate lang. Im besten Fall. Thor Heyerdahl (der ja die These vertrat, dass Polynesien von Südamerika aus besiedelt wurde) hatte für 7000 Kilometer 101 Tage gebraucht, mit dem Humboldtstrom. 
Moai, Conny, Theo, Rossi
Und mit einer Besatzung von sechs Mann, keine Frau. Kann man damit eine ganze Insel besiedeln?

Nächste Frage: wie viele Leute haben sich aufgemacht, Männer, Frauen, Kinder. Wie viele Schiffe waren unterwegs, wie viele sind angekommen – oder umgekommen? Wie viele Menschen brauche ich um ein neues Land zu bevölkern – ohne Inzucht? Und so eine großartige Kultur zu entwickeln?


Wie auch immer, sie haben es geschafft und in relativ kurzer Zeit alles entwickelt, was Kennzeichen einer hoch entwickelten Kultur sind:

Sie haben dauerhafte Monumente geschaffen (Moais, Ahus), die auf ein Bewusstsein unterschiedlicher, transzendenter Seinsebenen (Religion) schließen lässt; sie haben eine Schrift geschaffen (nicht entziffert) was auf ein dauerhaftes Geschichtsbewusstsein schließen lässt und sie haben politische Systeme für den Umgang mit komplexen Gesellschaftsstrukturen entwickelt (Vogelmannkultur). Und sie haben natürlich Techniken entwickelt, die es ermöglicht haben, viele Tonnen schwere Skulpturen aus dem Fels zu schlagen, über viele Kilometer zu transportieren und aufzustellen. 
Mit den Ressourcen der Steinzeit: keine Werkzeuge aus Metall. Das was der Osterinsulaner geschaffen hat reiht ihn ein in Gesellschaften, deren Gestaltungskraft – immer im Vergleich zu den technisch verfügbaren Mitteln und verfügbarer Arbeitskraft – dem Bau der Pyramiden oder den gotischen Kathedralen nicht scheuen müssen.

Eine kleine Gesellschaft auf einem sehr übersichtlichen Eiland hat an die 1000! Statuen (Moais) geschaffen, manche bis zu 22 Metern hoch und über 30 Tonnen schwer. Nun ist die Insel nicht besonders groß (170 Quadratkilometer), eher kahl, weite Graslandschaften (obwohl inzwischen ca. eine dreiviertel Million Eukalyptusbäume angepflanzt wurden. Ursprünglich war die Insel über und über bewaldet, mit Jubaea, einer über 30 Meter hochwachsende Palmenart.
Wohnbauten? an der Orongo Steilküste

Als die ersten Europäer die Insel entdeckten gab es gar keine Bäume mehr. Was haben die Polynesier mit ihrer Insel gemacht? Jared Diamond hat den extensiven Moai-Kult, bei dem sich offensichtlich alle Clans übertreffen wollten (wer hat den größten?), für die ökologische Zerstörung (und die komplette Abholzung) der Insel verantwortlich gemacht. Die Bäume wurden demnach alle für den Transport der kolossalen Statuen gebraucht. 100 Millionen Bäume für ca. 500 bewegte Statuen? Und was wäre die Wissenshaft ohne spekulative Konkurrenz? Terry L. Hunt von der Universität von Hawaii hat Belege für die Existenz der Pazifischen Ratte auf der Insel gefunden und hochgerechnet, dass um das Jahr 1200 n. C. zwischen 2 und 3 Millionen Ratten auf der Insel gelebt haben könnten, die den ganzen Samen der Palmen vernichtet haben. (Stellt sich doch die Frage, warum dann die Osterinsulaner zum Kannibalismus neigten, wenn es soviel Ratten gab.)
Der Himmel über Rapa Nui

Alles ungelöste Fragen. Die Gelehrten sind sich noch nicht einmal einig, wann die Besiedelung der Insel begann. Um 800 n. C. oder doch erst 400 Jahre später? Wie und warum endete die Produktion der Moais, wann begann das politische Vogelmensch-System?

(Bisher gingen alle seriösen Wissenschaftler davon aus, dass der südamerikanische Kontinent vor ca. 15.000 Jahren besiedelt wurde. Inzwischen vermuten manche, das es vielleicht 100.000 Jahre früher war ...)

Orongo Petroglyphen
Was man weiß ist, dass die ersten Weißen, die die Osterinsel entdeckten, nicht freundlich mit den Einwohnern umgegangen sind. Die allermeisten kolossalen Steinfiguren waren bereits umgestürzt, offensichtlich von den Einwohnern selber, die Kultur und die Ökologie der Insel war weitgehend schon zerstört, den Rest besorgten Sklavenjäger und all die Krankheiten, gegen die die Ureinwohner nicht resistent waren. 1877 haben gerade mal 111 Personen auf der Insel überlebt. Eigentlich eine traurige Geschichte.
trauriger Moai



Und heute? Wenn man auf der Insel ankommt merkt man schnell, dass einen die ganze Atmosphäre in seinen Bann zieht. Die Hauptstadt Hanga Roa ist übersichtlich, nicht protzig, beschaulich (obwohl die Einwohner bereits über Verkehrsstau und fehlende Parkplätze klagen). Alles ist etwas alternativ, in den Läden wird polynesische Folklore angeboten.

Die Insel macht einen kaum bewachsenen Eindruck, weite Graslandschaften zwischen den drei Vulkanen dominieren das Bild. Und überall stößt man auf Zeugen der Vergangenheit. Ahus, die Kult-Stätten mit schön gepflasterten Vorplätzen, steinerne Wohnhäuser mit Kriecheingang und ein ganzer Berg angefangener, halbfertiger und fast fertig gestellter Moais! Vieles davon ist in geschützten Nationalparks, vieles andere steht und liegt in der Gegend herum. Klingt komisch, aber irgendwie ist man hier einer Kultur ganz nahe, von der man eigentlich nichts weiß.
Moai - halbfertig



Und dann natürlich die Conny. Conny Martin. Nachdem ich die Conny wieder ausfindig gemacht habe, war es überhaupt keine Frage mehr ob Osterinsel, ja oder nein, sondern nur noch wann. Vor ca. 30 Jahren war ich Reiseveranstalter und eine Freundin von mir wollte einfach mal raus, am besten eine Reise um die Welt. Ich habe für sie diese Reise gebucht und eine Zwischenstation war die Osterinsel. Sie lernte dort einen gewissen Papiano kennen und das wurde dann eine längere Geschichte – kurz gesagt: sie ist heute noch dort. Mit Papiano hat sie einen wundervollen Sohn Ariki. Unsere Conny.





















Auch die Moais würden nur aus Vinoval trinken

www.vinoval.de

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