31 San Pedro
de Atacama
Mit dem, fast neuen, SUBARU haben wir uns auf den Weg
gemacht, nach San Pedro de Atacama. Ist nicht weit, vielleicht drei bis vier
Stunden. Die Erwartung war irgendwie hoch. Mit jedem, mit dem wir über San
Pedro gesprochen hatten, war voller Begeisterung. Irgendwie bekamen alle
leuchtende Augen.
Die Fahrt von
Antofagasta, das direkt am Meer liegt, nach San Pedro führt wieder hinauf in
die Berge, San Pedro liegt auf etwa 2500 m. Gleich nach Antofagasta beginnt
wieder die Wüste, aber eher eine dreckige Wüste, die nicht mit diesem Feuerwerk
an Farben leuchtet, sondern oft nur Erdfarben, schmutzig, vor allem bis hinauf
nach Calama.
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Kirche von San Pedro de Atacama |
Weite Teile der
Landschaft wurde hier von Menschenhand geschaffen: riesige Abraumhalden soweit
das Auge reicht. Und man kommt an vielen Geisterdörfern vorbei, den sog. Oficinas de Salitre, Dörfer, die für die
Arbeiter für den Salpeterabbau in dieser Wüste errichtet wurden. An die 100
Salpeterminen gab es zu Boom Zeiten und die entsprechenden Minenstädte: Oficina de Alemania, Oficina Ballena, Oficina Santa Luisa und viele andere. Sie waren gut ausgestattet,
es gab Kinos, Theater, Schulen und natürlich auch einen Friedhof. Die Arbeit in
den Minen in dieser unerbittlichen Wüste war alles andere als leicht. Geblieben
sind davon nur noch Geisterstädte, die die Fahrt durch die Wüste nur noch
irrealer macht.
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Arbeiter in Salpeter Minen |
Salpeter
brauchte die Welt zur Herstellung von Dünger und Schießpulver, für beides
bestand offensichtlich eine enorme Nachfrage. Die Aussicht auf enorme Gewinne
weckte auch die Gier und Bolivien, Peru und Chile versuchten die
Auseinandersetzung schließlich mit kriegerischen Mitteln zu lösen, das war der
sog. Salpeter-Krieg (1879 – 1884) oder pazifischer Krieg, bei dem schließlich
Chile als Gewinner hervorging. Und, besonders bitte für Bolivien: das Land hat
bei diesem Krieg seinen Zugang zum Meer verloren. Das führt noch heute – fast 140
Jahre später – immer noch zu Spannungen in der Region. Eine diplomatische
Lösung scheint aber derzeit nicht möglich.
Die Atacama
birgt einen ungeheuren Reichtum an Bodenschätzen: Kupfer, Molybdän, Antimon,
Borax, Salpeter, aber auch Gold und Silber sowie Seltene Erden. Bei Kupfer ist
Chile mit 40% der Weltproduktion internationaler Marktführer. In Chuquicamata befindet sich der größte
Tagebau der Welt, wo in einer über 1000 Meter tiefen Grube das wertvolle Metall
geschürft wird. Diese Grube liegt in der Nähe der Bergbaustadt Calama, die etwa den gleichen Charme hat
wie Penzberg. „Doch der Abbau der Rohstoffe bleibt
nicht ohne Folgen. Kupfer verbraucht beim Abbau sehr viel Wasser. Dieses wird
aus den Anden bis in die Wüste transportiert. Es handelt sich hierbei jedoch um
wertvolles fossiles Grundwasser, welches heute nicht mehr erneuert wird, das
auf dem Wasser
basierende Ökosystem der Anden droht in der Folge aus dem Gleichgewicht zu
geraten. Zudem gefährdet die Verschmutzung durch die Bergbaugruben die Grund-
und Trinkwasservorräte. Auch die Zeit des Salpeterbooms hat Spuren
hinterlassen. Viele ehemalige Abbaugebiete gleichen heute einer Mondlandschaft.“1)
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geologische Verwerfungen |
Auf dem Weg von
Calama nach San Pedro de Atacama
werden die Menschen gemachten Narben der Wüste wieder weniger, die geologischen
Verwerfungen der Erdkruste wieder bizarrer. Und plötzlich liegt sie vor uns,
die Oase inmitten der Wüste: San Pedro de Atacama.
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vor uns die grüne Oase |
Ein grüner Fleck inmitten
1000 Farben Ocker. Die Straßen sind staubig, nicht geteert oder gepflastert, die
Häuser einstöckig, die allermeisten aus luftgetrockneten Lehmziegeln gebaut. In
den wenigen Hauptstraßen befinden sich hauptsächlich Agenturen, die Reisen,
Touren oder kurze Trips zu den Sehenswürdigkeiten anbieten, geschätzt hunderte,
und natürlich Kneipen aller Art, Bars, Licorerias, Minimercados und
Andenkenläden.
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San Pedro |
Die unzähligen Hunde liegen, wie überall, friedlich im Staub und
überall herrscht geschäftiges Treiben, aber ganz ohne Hektik, man bewegt sich
ja auf 2500 m Höhe. Hier treffen sich Reisende, klassische Touristen, Pauschalreisende
und Traveller aus aller Welt. Hier wohnen Aussteiger, Hängenbleiber und Hippies
(oder die sich noch dafürhalten) und solche, die sich hier vom Tourismus ein
gutes Geschäft versprechen. Alles entspannt. Über all dem thront der Licancabur,
ein mächtiger Vulkan mit 5916 m, der Teil der mächtigen Andenkette ist, die die
Hochebene hinter San Pedro begrenzt.
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Licancabur |
Die Tage sind warm, die Sonne in dieser
Höhe bereits kräftig – und die Nächte bitter kalt.
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Unser B&B |
Etwas außerhalb vom Zentrum
haben wir ein kleines, sehr angenehmes B&B gefunden, wo wir auch kochen
konnten. (Irgendwie haben die Chilenen
ein etwas gestörtes Verhältnis zu einer Wohlfühltemperatur. In Zimmer zu heizen
kommt ihnen allerdings nicht in den Sinn – und wenn es noch so kalt ist. Aber
das ist eine andere Geschichte.)
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Unsere Heizung |
Dass wir seit einiger Zeit mit unserer
eigenen kleinen Heizung reisen, hat sich auch hier wieder bezahlt gemacht.
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Schauspiel des Lichts |
Bevor wir uns
den Sehenswürdigkeiten der Umgebung hingegeben haben, galt es eine Tour nach
Bolivien zu buchen, Ziel: der Salar von Uyuni.
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Valle de la Luna |
Die nähere
Umgebung von San Pedro ist von bizarrer Schönheit, ganz besonders das Valle de
la Luna. Ja, so kann man sich die Mondlandschaft ganz gut vorstellen. Besonders
beeindruckend ist das Tal bei Sonnenauf- oder Untergang, wobei ich natürlich
ein absoluter Freund des Untergangs bin – schon der Farben wegen. Und die sind
großartig.
Durch die Lage
in 2500 m Höhe und das ganz geringe Streulicht in dieser Region ist der Sternenhimmel
auch hier ganz besonders intensiv, fast magisch. Auf einer späten
Astronomie-Tour hatten wir die Gelegenheit durch gute Teleskope den Jupiter mit
seinen Monden und den Saturn mit seinen Ringen zu beobachten. Doch allein für
das bloße Auge bietet sich ein Anblick, der die Seele berührt. Die funkelnde Milchstraße
strahlt am nachtblauen Himmel, das Kreuz des Südes gibt Orientierung, wie auch
Alpha und Beta Centauri und links davon wartet der himmlische Skorpion auf
seine Opfer. Werden wir alles nicht mehr sehen können, wenn wir wieder in den
nördlichen Sternenhimmel sehen.
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Die Milchstrasse: rechts von der Mitte Alpha Centauri, weiter ober Kreuz des Südens |
Am nächsten
Morgen um sieben startet die Tour nach Bolivien, sie führt uns in Höhen meist
zwischen 4000 und 5000 m Höhe. Sind sehr gespannt.
1) Quelle:
Geographie Infothek, Autor: Petra Müller, Verlag: Klett, Ort: Leipzig, Quellendatum:
2004, Seite: www.klett.de, Bearbeitungsdatum: 10.06.2012
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