Donnerstag, 25. Mai 2017

San Pedro de Atacama


31 San Pedro de Atacama



Mit dem, fast neuen, SUBARU haben wir uns auf den Weg gemacht, nach San Pedro de Atacama. Ist nicht weit, vielleicht drei bis vier Stunden. Die Erwartung war irgendwie hoch. Mit jedem, mit dem wir über San Pedro gesprochen hatten, war voller Begeisterung. Irgendwie bekamen alle leuchtende Augen.

Die Fahrt von Antofagasta, das direkt am Meer liegt, nach San Pedro führt wieder hinauf in die Berge, San Pedro liegt auf etwa 2500 m. Gleich nach Antofagasta beginnt wieder die Wüste, aber eher eine dreckige Wüste, die nicht mit diesem Feuerwerk an Farben leuchtet, sondern oft nur Erdfarben, schmutzig, vor allem bis hinauf nach Calama.
Kirche von San Pedro de Atacama

Weite Teile der Landschaft wurde hier von Menschenhand geschaffen: riesige Abraumhalden soweit das Auge reicht. Und man kommt an vielen Geisterdörfern vorbei, den sog. Oficinas de Salitre, Dörfer, die für die Arbeiter für den Salpeterabbau in dieser Wüste errichtet wurden. An die 100 Salpeterminen gab es zu Boom Zeiten und die entsprechenden Minenstädte: Oficina de Alemania, Oficina Ballena, Oficina Santa Luisa und viele andere. Sie waren gut ausgestattet, es gab Kinos, Theater, Schulen und natürlich auch einen Friedhof. Die Arbeit in den Minen in dieser unerbittlichen Wüste war alles andere als leicht. Geblieben sind davon nur noch Geisterstädte, die die Fahrt durch die Wüste nur noch irrealer macht.

Arbeiter in Salpeter Minen
Salpeter brauchte die Welt zur Herstellung von Dünger und Schießpulver, für beides bestand offensichtlich eine enorme Nachfrage. Die Aussicht auf enorme Gewinne weckte auch die Gier und Bolivien, Peru und Chile versuchten die Auseinandersetzung schließlich mit kriegerischen Mitteln zu lösen, das war der sog. Salpeter-Krieg (1879 – 1884) oder pazifischer Krieg, bei dem schließlich Chile als Gewinner hervorging. Und, besonders bitte für Bolivien: das Land hat bei diesem Krieg seinen Zugang zum Meer verloren. Das führt noch heute – fast 140 Jahre später – immer noch zu Spannungen in der Region. Eine diplomatische Lösung scheint aber derzeit nicht möglich.


Die Atacama birgt einen ungeheuren Reichtum an Bodenschätzen: Kupfer, Molybdän, Antimon, Borax, Salpeter, aber auch Gold und Silber sowie Seltene Erden. Bei Kupfer ist Chile mit 40% der Weltproduktion internationaler Marktführer. In Chuquicamata befindet sich der größte Tagebau der Welt, wo in einer über 1000 Meter tiefen Grube das wertvolle Metall geschürft wird. Diese Grube liegt in der Nähe der Bergbaustadt Calama, die etwa den gleichen Charme hat wie Penzberg. „Doch der Abbau der Rohstoffe bleibt nicht ohne Folgen. Kupfer verbraucht beim Abbau sehr viel Wasser. Dieses wird aus den Anden bis in die Wüste transportiert. Es handelt sich hierbei jedoch um wertvolles fossiles Grundwasser, welches heute nicht mehr erneuert wird, das auf dem Wasser basierende Ökosystem der Anden droht in der Folge aus dem Gleichgewicht zu geraten. Zudem gefährdet die Verschmutzung durch die Bergbaugruben die Grund- und Trinkwasservorräte. Auch die Zeit des Salpeterbooms hat Spuren hinterlassen. Viele ehemalige Abbaugebiete gleichen heute einer Mondlandschaft.“1)

geologische Verwerfungen
 Auf dem Weg von Calama nach San Pedro de Atacama werden die Menschen gemachten Narben der Wüste wieder weniger, die geologischen Verwerfungen der Erdkruste wieder bizarrer. Und plötzlich liegt sie vor uns, die Oase inmitten der Wüste: San Pedro de Atacama.
vor uns die grüne Oase
Ein grüner Fleck inmitten 1000 Farben Ocker. Die Straßen sind staubig, nicht geteert oder gepflastert, die Häuser einstöckig, die allermeisten aus luftgetrockneten Lehmziegeln gebaut. In den wenigen Hauptstraßen befinden sich hauptsächlich Agenturen, die Reisen, Touren oder kurze Trips zu den Sehenswürdigkeiten anbieten, geschätzt hunderte, und natürlich Kneipen aller Art, Bars, Licorerias, Minimercados und Andenkenläden.
San Pedro
Die unzähligen Hunde liegen, wie überall, friedlich im Staub und überall herrscht geschäftiges Treiben, aber ganz ohne Hektik, man bewegt sich ja auf 2500 m Höhe. Hier treffen sich Reisende, klassische Touristen, Pauschalreisende und Traveller aus aller Welt. Hier wohnen Aussteiger, Hängenbleiber und Hippies (oder die sich noch dafürhalten) und solche, die sich hier vom Tourismus ein gutes Geschäft versprechen. Alles entspannt. Über all dem thront der Licancabur, ein mächtiger Vulkan mit 5916 m, der Teil der mächtigen Andenkette ist, die die Hochebene hinter San Pedro begrenzt.
Licancabur
Die Tage sind warm, die Sonne in dieser Höhe bereits kräftig – und die Nächte bitter kalt.
Unser B&B
Etwas außerhalb vom Zentrum haben wir ein kleines, sehr angenehmes B&B gefunden, wo wir auch kochen konnten. (Irgendwie haben die Chilenen ein etwas gestörtes Verhältnis zu einer Wohlfühltemperatur. In Zimmer zu heizen kommt ihnen allerdings nicht in den Sinn – und wenn es noch so kalt ist. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Unsere Heizung
Dass wir seit einiger Zeit mit unserer eigenen kleinen Heizung reisen, hat sich auch hier wieder bezahlt gemacht.
Schauspiel des Lichts
Bevor wir uns den Sehenswürdigkeiten der Umgebung hingegeben haben, galt es eine Tour nach Bolivien zu buchen, Ziel: der Salar von Uyuni.

Valle de la Luna
Die nähere Umgebung von San Pedro ist von bizarrer Schönheit, ganz besonders das Valle de la Luna. Ja, so kann man sich die Mondlandschaft ganz gut vorstellen. Besonders beeindruckend ist das Tal bei Sonnenauf- oder Untergang, wobei ich natürlich ein absoluter Freund des Untergangs bin – schon der Farben wegen. Und die sind großartig.

Durch die Lage in 2500 m Höhe und das ganz geringe Streulicht in dieser Region ist der Sternenhimmel auch hier ganz besonders intensiv, fast magisch. Auf einer späten Astronomie-Tour hatten wir die Gelegenheit durch gute Teleskope den Jupiter mit seinen Monden und den Saturn mit seinen Ringen zu beobachten. Doch allein für das bloße Auge bietet sich ein Anblick, der die Seele berührt. Die funkelnde Milchstraße strahlt am nachtblauen Himmel, das Kreuz des Südes gibt Orientierung, wie auch Alpha und Beta Centauri und links davon wartet der himmlische Skorpion auf seine Opfer. Werden wir alles nicht mehr sehen können, wenn wir wieder in den nördlichen Sternenhimmel sehen.
Die Milchstrasse: rechts von der Mitte Alpha Centauri, weiter ober Kreuz des Südens



Am nächsten Morgen um sieben startet die Tour nach Bolivien, sie führt uns in Höhen meist zwischen 4000 und 5000 m Höhe. Sind sehr gespannt.





1) Quelle: Geographie Infothek, Autor: Petra Müller, Verlag: Klett, Ort: Leipzig, Quellendatum: 2004, Seite: www.klett.de, Bearbeitungsdatum: 10.06.2012

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