30 Atacama
Man kann nicht ewig im Valle del Elqui bleiben. Wir müssen
nach Norden. Mittelamerika, Karibik, Cuba vielleicht, München.
Auf dem Weg nach San Pedro de Atacama, unserer
voraussichtlich letzten Station in Chile, machten wir einen Abstecher nach Punta Choros. Der Isla Damas wegen. Isla Damas
ist Teil der Reserva Nacional Pingüino de
Humboldt.
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Reserva Nacional Pingüino de
Humboldt |
Dieses Schutzgebiet besteht eigentlich nur aus drei kahlen
Felsbrocken vor der chilenischen Küste bei Punto Choros. Punto Choros gäbe eine
prima Kulisse für eine Fortsetzung des Streifens: Spiel mir das Lied von Tod.
Staubige Straßen, auf denen die – unvermeidlichen – Hunde in der Sonne vor sich
hindösen, vieles geschlossen, eher verrammelt. Man hat Mühe auf der Straße
jemand zu finden, den man nach dem Weg fragen konnte.
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Punta de Choros |
Der Besitzer der Cabana
hat uns schließlich mit dem Motorrad abgeholt, alleine hätten wir es nicht
gefunden. Die Cabana war das schrecklichste Loch, das wir auf unseren
Reisen gebucht hatten. Versifft, verschimmelt, verseucht, kalt. Man sollte dem Betreiber
die Lizenz zum Vermieten entziehen. Sofort.
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Weg nach Punta de Choros |
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Zorro Chllian |
Doch schon die Fahrt in dieses Kaff war die ganze Mühe wert.
Hier unten beginnt die Atacama, die trockenste Wüste der Welt. Die Staubstraße
von der Ruta 5 nach Westen führte und direkt in einen spektakulären
Sonnenuntergang hinein. Entlang an steilen Felsformationen, durch staubige
Wadis und durch bizarre Kakteenwälder. Und plötzlich, oben auf einem kleinen
Hügel spielten fünf junge Wüstenfüchse unter der Aufsicht ihrer Mutter am
Straßenrand. Zorro chillan, (lycalopex griseus) wird auch Argentinische
Kampfuchs, Patagonischer Fuchs, Grauer Andenfuchs
oder Chilla
genannt. Es sind eher kleine Tiere, die kaum 4 kg erreichen, aber einen ganz
tollen buschigen Schwanz haben und ausgesprochen große Ohren. (Ich erinnere mich noch genau, Anfang der 70er
Jahre war es ausgesprochen schick, einen Fuchsschwanz als Schlüsselanhänger für
sein Auto zu haben, vorzugsweise Opel Manta). Wovon die kleinen Füchse
leben in dieser Wüste wird mir immer ein Rätsel bleiben.
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Schon schön: reiner Muschelstrand |
Gut, wir haben die Nacht in diesem Loch einigermaßen
überstanden – obwohl, die Lage war großartig. Direkt am Strand an einer weißen,
weiten Bucht. Praktischer weise hatten wir zwei gekochte Eier dabei, so mussten
wir nicht ganz nüchtern auf unseren Bootsausflug zu den Inseln rüber. Und das
an Rossis Geburtstag. Aber die Mühen haben sich gelohnt.
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Delphine |
Zur Begrüßung hat eine ganze Herde von Delphinen um
unser Boot herumgespielt und sind mit uns um die Wette geschwommen. Seelöwenweibchen
dösen auf spitzigen Felsen in der Sonne.
Auch die Humboldt Pinguine, nach denen
ja das kleine Reservat benannt ist, ließen sich dann doch noch blicken. Auf den
steilen Klippen balancierten die Wasservögel von den hochgelegenen Felsen
runter zum Wasser. Anstrengend. Ihre Nester haben sie so weit oben, weil sie
ihren Lebensraum mit einem anderen putzigen Zeitgenossen teilen, der gerne deren
Eier frisst. Der Seeotter. Übrigens eines der wenigen Tiere, die geschickt
Werkzeuge benützen. Um die harten Muschelschalen zu kacken benützen sie Steine.
Und eine Vielzahl weiterer Vögel sind hier zu Hause:
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Graue Kormorane |
Piqueros, die stattliche 75 cm groß werden und mich
etwas an Tölpel erinnern,
Pilpilen, ein taubengroßer Vogel mit weißen Füßen und
einem langen, kräftigen roten Schnabel. Ist ziemlich wasserscheu, ernährt sich
aber von Krebsen und Muscheln.
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Pelikane |
Pelikane, mit ihren mächtigen Schnabelsäcken hocken
gerne mit ihresgleichen zusammen und auch ganz unterschiedliche Arten von
Kormoranen haben sich hier Brutplätze erobert. Ganz besonders schön ist der cormoran gris, der ein ganz schönes
Federkleid hat.
Wir waren voller Eindrücke und wieder sicher an Land.
Auf keinen Fall wollten wir noch eine Nacht in diesem Kaff verbringen. Um die
Grauen der Unterkunft zu vergessen, haben wir uns dann aufgemacht nach Bahia Inglesa, eine weite Bucht, die
vermutlich nur von Tourismus lebt.
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Bahia Inglesa |
Es war Nachsaison, alles ziemlich leer,
etwas ausgestorben. Trotzdem haben wir ein gutes Lokal für unser
Geburtstagsessen gefunden. Teuer und ganz gut. Es war mit das beste Hotel auf
unserer ganzen Tour. Vier Zimmer, geschmackvoll, großzügig, einladend: K Hotel Boutique. Unbedingt merken!
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K Hotel |
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Geburtstagsblumenstrauss |
Ein Hotelzimmer in Antofagasta hatten wir auch schon reserviert
und sind losgefahren, 400 km reine, unglaublich eindrucksvolle, mächtige Wüste
vor uns.
Auf halbem Weg eine Tankstelle, ein paar verlassene
und verfallene Hütten, immer mächtiger Wind. Kein Kiosk, nix. Wir machen eine
kleine Brotzeit mit zwei gekochten Eiern. Einige Kilometer vor Antofagasta hat
ein Künstler - Mario Irarrázabal - eine beeindruckende Skulptur in die Wüste gestellt. 1992.
Mit seinem Mano del Desierto wollte
er damals schon anmahnen mit der Welt pfleglicher umzugehen, damit nicht der
ganze Planet zu einer einzigen Wüste wird.
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Mano del Desierto |
Das Geräusch zwischen Motor und Getriebe wird immer
schlimmer. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass der Subaru leicht schwächelt.
Vor allem beim Gas geben gab er unangenehme
Schlaggeräusche von sich. Wir kamen noch bis Antofagasta, bis 2km vor dem
Hotel, dann war Schluss. Da standen wir nun. Es wurde dunkel, der Subaru stand
bockig im Halteverbot. Große Scheiße. Wenn uns das Mitten in der Wüste passiert
wäre – ich will gar nicht daran denken. Zwei Reisende in Antofagasta – ratlos.
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SUBARU |
Nicht lange. Ein Mann tritt aus einem Laden, der
offensichtlich gerade umgebaut wird, schaut uns an, den Wagen an und fragt uns
ob wir denn ein Problem hätten.
Hatten wir. Ach, meint er, er hätte auch einen
Abschleppdienst, er könnte helfen. Gut denke ich, wir können jede Hilfe
gebrauchen, ob er unser Auto denn zum IBIS abschleppen könnte, vielleicht drei
Kilometer weg. Das lässt sich machen. Er telefoniert auch gleich mit dem Hotel,
sie möchten doch bitte vor dem Eingang einen Platz freimachen, mit dem
Abschleppwagen kommt er ja nicht in die Tiefgarage. Er kennt auch eine kleine
Werkstatt, da könnte er morgen den Wagen hinbringen. Auch gut. Das war dann
Freitag, am Samstag war unser SUBARU wieder einsatzbereit, er fuhr besser denn
je.
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Blick aus dem Hotelzimmer: Escher life |
Am Abend haben wir dann Hernán Gomez und seine Frau
auf einen Drink eingeladen, im Restaurant vom Matthias, der so einen Nobelschuppen
„Divinus“ schräg vis-à-vis von unserem Hotel hat. Er hat uns
seine Geschichte erzählt und wir haben uns furchtbar betrunken. Ist ja noch mal
alles gut gegangen.
Es war eben ein unfreiwilliger, längerer Aufenthalt in
Antofagasta, eine Stadt, die wir uns ansonsten nicht zum Sightseeing ausgesucht
hätten. Eine eher schreckliche Hafenstadt, die wir aber nun in guter Erinnerung
haben. Hierher wollen wir wieder zurück, wenn wir unser Auto verkaufen.
Unser Ziel war aber das legendäre San Pedro de
Atacama. Wir waren schon sehr gespannt.
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