Mittwoch, 24. Mai 2017

Atacama


30 Atacama

Man kann nicht ewig im Valle del Elqui bleiben. Wir müssen nach Norden. Mittelamerika, Karibik, Cuba vielleicht, München.
Auf dem Weg nach San Pedro de Atacama, unserer voraussichtlich letzten Station in Chile, machten wir einen Abstecher nach Punta Choros. Der Isla Damas wegen. Isla Damas ist Teil der Reserva Nacional Pingüino de Humboldt.
Reserva Nacional Pingüino de Humboldt
Dieses Schutzgebiet besteht eigentlich nur aus drei kahlen Felsbrocken vor der chilenischen Küste bei Punto Choros. Punto Choros gäbe eine prima Kulisse für eine Fortsetzung des Streifens: Spiel mir das Lied von Tod. Staubige Straßen, auf denen die – unvermeidlichen – Hunde in der Sonne vor sich hindösen, vieles geschlossen, eher verrammelt. Man hat Mühe auf der Straße jemand zu finden, den man nach dem Weg fragen konnte.
Punta de Choros
Der Besitzer der Cabana hat uns schließlich mit dem Motorrad abgeholt, alleine hätten wir es nicht gefunden.
Die Cabana war das schrecklichste Loch, das wir auf unseren Reisen gebucht hatten. Versifft, verschimmelt, verseucht, kalt. Man sollte dem Betreiber die Lizenz zum Vermieten entziehen. Sofort.
Weg nach Punta de Choros
Zorro Chllian
Doch schon die Fahrt in dieses Kaff war die ganze Mühe wert. Hier unten beginnt die Atacama, die trockenste Wüste der Welt. Die Staubstraße von der Ruta 5 nach Westen führte und direkt in einen spektakulären Sonnenuntergang hinein. Entlang an steilen Felsformationen, durch staubige Wadis und durch bizarre Kakteenwälder. Und plötzlich, oben auf einem kleinen Hügel spielten fünf junge Wüstenfüchse unter der Aufsicht ihrer Mutter am Straßenrand. Zorro chillan, (lycalopex griseus) wird auch Argentinische Kampfuchs, Patagonischer Fuchs, Grauer Andenfuchs oder Chilla genannt. Es sind eher kleine Tiere, die kaum 4 kg erreichen, aber einen ganz tollen buschigen Schwanz haben und ausgesprochen große Ohren. (Ich erinnere mich noch genau, Anfang der 70er Jahre war es ausgesprochen schick, einen Fuchsschwanz als Schlüsselanhänger für sein Auto zu haben, vorzugsweise Opel Manta). Wovon die kleinen Füchse leben in dieser Wüste wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Schon schön: reiner Muschelstrand
Gut, wir haben die Nacht in diesem Loch einigermaßen überstanden – obwohl, die Lage war großartig. Direkt am Strand an einer weißen, weiten Bucht. Praktischer weise hatten wir zwei gekochte Eier dabei, so mussten wir nicht ganz nüchtern auf unseren Bootsausflug zu den Inseln rüber. Und das an Rossis Geburtstag. Aber die Mühen haben sich gelohnt.
Delphine
Zur Begrüßung hat eine ganze Herde von Delphinen um unser Boot herumgespielt und sind mit uns um die Wette geschwommen. Seelöwenweibchen dösen auf spitzigen Felsen in der Sonne.
Auch die Humboldt Pinguine, nach denen ja das kleine Reservat benannt ist, ließen sich dann doch noch blicken. Auf den steilen Klippen balancierten die Wasservögel von den hochgelegenen Felsen runter zum Wasser. Anstrengend. Ihre Nester haben sie so weit oben, weil sie ihren Lebensraum mit einem anderen putzigen Zeitgenossen teilen, der gerne deren Eier frisst. Der Seeotter. Übrigens eines der wenigen Tiere, die geschickt Werkzeuge benützen. Um die harten Muschelschalen zu kacken benützen sie Steine. Und eine Vielzahl weiterer Vögel sind hier zu Hause:
Graue Kormorane
Piqueros, die stattliche 75 cm groß werden und mich etwas an Tölpel erinnern,
Pilpilen, ein taubengroßer Vogel mit weißen Füßen und einem langen, kräftigen roten Schnabel. Ist ziemlich wasserscheu, ernährt sich aber von Krebsen und Muscheln.
Pelikane
Pelikane, mit ihren mächtigen Schnabelsäcken hocken gerne mit ihresgleichen zusammen und auch ganz unterschiedliche Arten von Kormoranen haben sich hier Brutplätze erobert. Ganz besonders schön ist der cormoran gris, der ein ganz schönes Federkleid hat.

Wir waren voller Eindrücke und wieder sicher an Land. Auf keinen Fall wollten wir noch eine Nacht in diesem Kaff verbringen. Um die Grauen der Unterkunft zu vergessen, haben wir uns dann aufgemacht nach Bahia Inglesa, eine weite Bucht, die vermutlich nur von Tourismus lebt.
Bahia Inglesa
Es war Nachsaison, alles ziemlich leer, etwas ausgestorben. Trotzdem haben wir ein gutes Lokal für unser Geburtstagsessen gefunden. Teuer und ganz gut. Es war mit das beste Hotel auf unserer ganzen Tour. Vier Zimmer, geschmackvoll, großzügig, einladend: K Hotel Boutique. Unbedingt merken!
K Hotel




Geburtstagsblumenstrauss
Ein Hotelzimmer in Antofagasta hatten wir auch schon reserviert und sind losgefahren, 400 km reine, unglaublich eindrucksvolle, mächtige Wüste vor uns.
Auf halbem Weg eine Tankstelle, ein paar verlassene und verfallene Hütten, immer mächtiger Wind. Kein Kiosk, nix. Wir machen eine kleine Brotzeit mit zwei gekochten Eiern. Einige Kilometer vor Antofagasta hat ein Künstler - Mario Irarrázabal - eine beeindruckende Skulptur in die Wüste gestellt. 1992. Mit seinem Mano del Desierto wollte er damals schon anmahnen mit der Welt pfleglicher umzugehen, damit nicht der ganze Planet zu einer einzigen Wüste wird.
Mano del Desierto
Das Geräusch zwischen Motor und Getriebe wird immer schlimmer. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass der Subaru leicht schwächelt. Vor allem beim Gas geben gab er unangenehme Schlaggeräusche von sich. Wir kamen noch bis Antofagasta, bis 2km vor dem Hotel, dann war Schluss. Da standen wir nun. Es wurde dunkel, der Subaru stand bockig im Halteverbot. Große Scheiße. Wenn uns das Mitten in der Wüste passiert wäre – ich will gar nicht daran denken. Zwei Reisende in Antofagasta – ratlos.
SUBARU
Nicht lange. Ein Mann tritt aus einem Laden, der offensichtlich gerade umgebaut wird, schaut uns an, den Wagen an und fragt uns ob wir denn ein Problem hätten.
Hatten wir. Ach, meint er, er hätte auch einen Abschleppdienst, er könnte helfen. Gut denke ich, wir können jede Hilfe gebrauchen, ob er unser Auto denn zum IBIS abschleppen könnte, vielleicht drei Kilometer weg. Das lässt sich machen. Er telefoniert auch gleich mit dem Hotel, sie möchten doch bitte vor dem Eingang einen Platz freimachen, mit dem Abschleppwagen kommt er ja nicht in die Tiefgarage. Er kennt auch eine kleine Werkstatt, da könnte er morgen den Wagen hinbringen. Auch gut. Das war dann Freitag, am Samstag war unser SUBARU wieder einsatzbereit, er fuhr besser denn je.
Blick aus dem Hotelzimmer: Escher life
Am Abend haben wir dann Hernán Gomez und seine Frau auf einen Drink eingeladen, im Restaurant vom Matthias, der so einen Nobelschuppen „Divinus“ schräg vis-à-vis von unserem Hotel hat. Er hat uns seine Geschichte erzählt und wir haben uns furchtbar betrunken. Ist ja noch mal alles gut gegangen.
Es war eben ein unfreiwilliger, längerer Aufenthalt in Antofagasta, eine Stadt, die wir uns ansonsten nicht zum Sightseeing ausgesucht hätten. Eine eher schreckliche Hafenstadt, die wir aber nun in guter Erinnerung haben. Hierher wollen wir wieder zurück, wenn wir unser Auto verkaufen.
Unser Ziel war aber das legendäre San Pedro de Atacama. Wir waren schon sehr gespannt.

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