Weihnachten in
Valdivia
Nr.: 15
Belegungsplan: Casa de la buena vista
27.1.2017 – 13.2.2017 Australien
26.2.2017 – 5.3.2017 Casa geschlossen
31.3.2017 Für immer geschlossen!!!!
Die stille Zeit
Es geht auf Weihnachten zu, der Sommer steht vor der Tür.
Es ist nicht so, dass man hier von Weihnachten gar nichts
merkt, die Verkäufer vom Sportgeschäft tragen lustige Nikolausmützen, auf der
Plaza und in der Post wird ein Christbaum aufgestellt, in manchen Kneipen hängen
ein paar unmotivierte Christbaumkugeln. Weihnachtsbäume in unserem Sinn gibt es
eigentlich nicht, alles aus Plastik, viele erinnern nur entfernt an einen
Tannenbaum. Und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Weihnachtsbaum der Brauerei Kunstmann |
Weihnachtsbaum Plaza de la República, Valdivia |
Die Gegend hier ist weitgehend verschont vom ewigen
Weihnachtliedergedudel, in den Geschäften gibt es Sonderangebote, die Leute
kaufen für den Feiertag ein, es gibt nur einen. Es gibt keine Weihnachtsmärkte,
keinen Glühwein, sondern „Cola de Mono“
(Affenschwanz), ein süßes Getränk aus Milch, Kaffee, Zucker und Pisco, keine heißen Maroni, sondern „Pan de Pascua“ (Weihnachtsbrot) und die
Konditoreien bieten eine Weihnachtstorte an.
Weihnachtsbaum in Pucón |
Weihnachtsbaum in San Martin de los Andes |
Überhaupt ist es hier sehr verbreitet, zu Weihnachten Pascua zu sagen, was ja eigentlich Ostern
heißt; das bringen sie gerne etwas durcheinander. Bei der religiösen Erziehung
gibt es hier durchaus Luft nach oben. Es ist eher ein privates Fest, die
Studenten fahren nach Hause, man trifft sich im Kreise der Familie. Mir scheint
es weniger aufgeladen zu sein, weniger mit großen Emotionen besetzt.
Am Heiligen Abend waren wir in Lican Ray und da war dann doch keine einzige Kneipe offen, wir
haben Pasta in der Cabaña gekocht,
auf Weihnachten angestoßen und uns an den frühsommerlichen Temperaturen erfreut,
man kann abends lange draußen sitzen. Es gab einen betörenden Sonnenuntergang.
Na ja, besinnliche Tage sind es bei uns auch schon lange
nicht mehr, das Fest wurde ja schon seit langem entkernt und auf dem Altar des
Kaufrausches und der Schnäppchenjagd geopfert, allenfalls Kinder bekommen beim
Gedanken an das Christkind noch leuchtende Augen. Trotzdem, irgendwie ist es
schon ein besonderes Gefühl, wenn einem auf den Weihnachtsmärkten bei uns der
köstliche Duft von Glühwein und Spekulatius, von Bratwürsten und Auszog’nen in
die Nase steigt, bunte Lichter über den Buden blinken, und die Weihnachtslieder
– die man fast nicht mehr hören kann – einen dann doch irgendwie berühren. Nein,
hier gibt es nichts dergleichen, fehlt auch nicht. Wir haben uns an der
wunderschönen Natur berauscht, an der einzigartigen andinen Landschaft, an den
Vulkanen.
Unsere größte Weihnachtsfreude war natürlich der Besuch von
unseren Freunden und Nachbarn aus München: Gitta und Dietmar. Sie kamen am 20.
Dezember hier an. Gemeinsam machten wir eine Reise über Lican Ray, Villarrica,
Pucón und weiter nach Argentinien. Villarrica und Pucón sind für die hiesigen
Verhältnisse zwei noble Tourismuszentren, wo vor allem Leute aus Santiago,
Osorno und Valdivia Urlaub machen.
Wieder war es Pedro de Valdivia, der die Gegend um Villarrica
als vermutlich erster Europäer 1551 betrat. Heftiger Widerstand der Mapuche
machte den Eindringlingen das Leben schwer und der Vulkan Villarrica schien auf
der Seite der Einheimischen gestanden haben, 1575 hat er die junge Stadt weitgehend
zerstört. Heute geht es hier friedlicher zu, die Mapuche haben den Kampf nach
300 Jahren eingestellt und der Vulkan Villarrica macht gerade eine kurze Pause.
2015 ist er das letzte Mal ausgebrochen. Jetzt erholt er sich und raucht nur
still vor sich hin. Der Villarrica gehört zu den schönsten Vulkanen in Chile,
sein Kegel ist fast ebenmäßig geformt und mit über 2800 m ziert ihn im Sommer
und Winter eine weiße Schneehaube. Ganz besonders eindrucksvoll reckt der
Vulkan Lanín seinen spitzen Kegel 3747m in den Himmel, etwa 50 km nördlich von
San Martin de los Andes, an der Grenze zwischen Chile und Argentinien.
Vulkan Lanín |
Weit über 100 Vulkane zieren die Küstenstreifen von Chile.
Sie schmücken das Land mit einer Kette weißer Diamanten, doch die Schönheit ist
trügerisch. Sie können, wenn sie aus dem Schlaf erwachen, Tod und Zerstörung
bringen, aber auch die Böden in fruchtbares Ackerland verwandeln. Vulkane sind
die Naturgewalt der dritten Dimension. Ein Vulkan beschränkt sich nicht an der
Erdkruste zu kratzen, das Land umzubauen, die unmittelbare Umgebung in Angst
und Schrecken zu versetzen; er will hoch hinaus. Als sich der Eyjafjallajökull im
März 2010 Luft machte erreichten seine Eruptionswolken die Troposphäre in 7000
m Höhe. Seine Aschwolken zogen bis in den Alpenraum und das Mittelmeer. 10
Millionen Passagiere waren betroffen, 100.000 Flüge wurden gestrichen, 2,5
Milliarden US$ Schaden. So ist es wenn die Götter zürnen. Heilige Berge.
Vulkan Osorno im Sommer |
Vulkane um Valdivia |
Nochmal: Weihnachten
Eigentlich haben mir Adventskalender immer gut gefallen. Na
ja, viele sind banal, uninspiriert. Gefreut habe ich mich immer über den
Adventskalender von der Europäischen Reiseversicherung, ERV. Hinter jedem
Türchen war eine leckere Mozartkugel. Bekomme ich jetzt nicht mehr
(pensioniert, unwichtig). Dafür habe ich zwei andere „Adventskalender“
bekommen, die mich sehr berührt haben. Der eine kam von meiner Freundin Samia.
Sie hat mir jeden Tag ein Lied geschenkt. Hat ihre Gedanken zu dem Lied aufgeschrieben
und auch was sie daran so bewegt hat. Habe mir alle angehört. Der andere
Adventskalender kam von meinem Bruder Thomas. Er hat für seine Hausgemeinschaft
jeden Tag ein Buch vorgestellt, das irgendwie einen bleibenden Wert hat. (Da
war auch ein Autor dabei, der vor vielen Jahren, als wir noch in Stuttgart
wohnten, unser Nachbar war. Horst Stern:
Mann aus Apulien, ganz großartig!)
Es gibt sie noch, die Fantasie zu Weihnachten, das was
jenseits des Konsums, jenseits dem Hecheln nach dem passenden Geschenk ist. Ein
kleines Glück für die Seele.
Samias Adventskalender, und das hat nun nichts mit
Weihnachten zu tun, hat mich angeregt, auch über Musik nachzudenken.
Jetzt lebe ich ja wieder einmal in meiner alten „Heimat“, in
Lateinamerika. Vieles, fast alles hat sich verändert, nicht überall zum Guten,
wie man an Venezuela sehen kann. Und trotzdem, es gibt manchmal einen
nostalgischen Blick zurück, auf eine Welt, die es so nicht mehr gibt und auch
niemand mehr will. Das war die Welt der Machos und der Schönen, das ewige Spiel
zwischen Erotik und Eroberung, diese unendliche, meist unerfüllte Sehnsucht,
diese sinnliche Traurigkeit. Es erinnert an die mittelalterliche Minne, das
Sehnen nach einem Idealbild der Frau, das doch nur in der Fantasie besteht, nie
erreichbar ist. Tempi passati.
Te vas porque yo quiero que te
vayas
a la hora que yo quiera te detengo,
yo sé que mi cariño te hace falta
porque quieras o no
yo soy tu dueño
Yo quiero que te vayas por el mundo
y quiero que conozcas mucha gente
yo quiero que te besen otros labios
para que me compares
hoy, como siempre
Si encuentras un amor que te comprenda
y sientas que te quiera más que nadie
entonces yo daré la media vuelta
y me iré con el sol
cuando muera la tarde
Te vas porque yo quiero que te vayas....
a la hora que yo quiera te detengo,
yo sé que mi cariño te hace falta
porque quieras o no
yo soy tu dueño
Yo quiero que te vayas por el mundo
y quiero que conozcas mucha gente
yo quiero que te besen otros labios
para que me compares
hoy, como siempre
Si encuentras un amor que te comprenda
y sientas que te quiera más que nadie
entonces yo daré la media vuelta
y me iré con el sol
cuando muera la tarde
Te vas porque yo quiero que te vayas....
Wasserstandsmeldung Katzen: 9.1.2017: Nr.: 97 (von 236)
Im neuen Jahr nur noch Vinoval!
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