Montag, 9. Januar 2017

Weihnachten in Valdivia


Weihnachten in Valdivia



Nr.: 15



Belegungsplan: Casa de la buena vista



27.1.2017 – 13.2.2017 Australien

26.2.2017 – 5.3.2017 Casa geschlossen

31.3.2017 Für immer geschlossen!!!!





Die stille Zeit



Es geht auf Weihnachten zu, der Sommer steht vor der Tür.

Es ist nicht so, dass man hier von Weihnachten gar nichts merkt, die Verkäufer vom Sportgeschäft tragen lustige Nikolausmützen, auf der Plaza und in der Post wird ein Christbaum aufgestellt, in manchen Kneipen hängen ein paar unmotivierte Christbaumkugeln. Weihnachtsbäume in unserem Sinn gibt es eigentlich nicht, alles aus Plastik, viele erinnern nur entfernt an einen Tannenbaum. Und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.



Weihnachtsbaum der Brauerei Kunstmann
Weihnachtsbaum Plaza de la República, Valdivia




















Die Gegend hier ist weitgehend verschont vom ewigen Weihnachtliedergedudel, in den Geschäften gibt es Sonderangebote, die Leute kaufen für den Feiertag ein, es gibt nur einen. Es gibt keine Weihnachtsmärkte, keinen Glühwein, sondern „Cola de Mono“ (Affenschwanz), ein süßes Getränk aus Milch, Kaffee, Zucker und Pisco, keine heißen Maroni, sondern „Pan de Pascua“ (Weihnachtsbrot) und die Konditoreien bieten eine Weihnachtstorte an.

Weihnachtsbaum in Pucón
Weihnachtsbaum in San Martin de los Andes


Überhaupt ist es hier sehr verbreitet, zu Weihnachten Pascua zu sagen, was ja eigentlich Ostern heißt; das bringen sie gerne etwas durcheinander. Bei der religiösen Erziehung gibt es hier durchaus Luft nach oben. Es ist eher ein privates Fest, die Studenten fahren nach Hause, man trifft sich im Kreise der Familie. Mir scheint es weniger aufgeladen zu sein, weniger mit großen Emotionen besetzt.

Am Heiligen Abend waren wir in Lican Ray und da war dann doch keine einzige Kneipe offen, wir haben Pasta in der Cabaña gekocht, auf Weihnachten angestoßen und uns an den frühsommerlichen Temperaturen erfreut, man kann abends lange draußen sitzen. Es gab einen betörenden Sonnenuntergang.

Na ja, besinnliche Tage sind es bei uns auch schon lange nicht mehr, das Fest wurde ja schon seit langem entkernt und auf dem Altar des Kaufrausches und der Schnäppchenjagd geopfert, allenfalls Kinder bekommen beim Gedanken an das Christkind noch leuchtende Augen. Trotzdem, irgendwie ist es schon ein besonderes Gefühl, wenn einem auf den Weihnachtsmärkten bei uns der köstliche Duft von Glühwein und Spekulatius, von Bratwürsten und Auszog’nen in die Nase steigt, bunte Lichter über den Buden blinken, und die Weihnachtslieder – die man fast nicht mehr hören kann – einen dann doch irgendwie berühren. Nein, hier gibt es nichts dergleichen, fehlt auch nicht. Wir haben uns an der wunderschönen Natur berauscht, an der einzigartigen andinen Landschaft, an den Vulkanen.



Unsere größte Weihnachtsfreude war natürlich der Besuch von unseren Freunden und Nachbarn aus München: Gitta und Dietmar. Sie kamen am 20. Dezember hier an. Gemeinsam machten wir eine Reise über Lican Ray, Villarrica, Pucón und weiter nach Argentinien. Villarrica und Pucón sind für die hiesigen Verhältnisse zwei noble Tourismuszentren, wo vor allem Leute aus Santiago, Osorno und Valdivia Urlaub machen.

Wieder war es Pedro de Valdivia, der die Gegend um Villarrica als vermutlich erster Europäer 1551 betrat. Heftiger Widerstand der Mapuche machte den Eindringlingen das Leben schwer und der Vulkan Villarrica schien auf der Seite der Einheimischen gestanden haben, 1575 hat er die junge Stadt weitgehend zerstört. Heute geht es hier friedlicher zu, die Mapuche haben den Kampf nach 300 Jahren eingestellt und der Vulkan Villarrica macht gerade eine kurze Pause. 2015 ist er das letzte Mal ausgebrochen. Jetzt erholt er sich und raucht nur still vor sich hin. Der Villarrica gehört zu den schönsten Vulkanen in Chile, sein Kegel ist fast ebenmäßig geformt und mit über 2800 m ziert ihn im Sommer und Winter eine weiße Schneehaube. Ganz besonders eindrucksvoll reckt der Vulkan Lanín seinen spitzen Kegel 3747m in den Himmel, etwa 50 km nördlich von San Martin de los Andes, an der Grenze zwischen Chile und Argentinien.

Vulkan Lanín

Weit über 100 Vulkane zieren die Küstenstreifen von Chile. Sie schmücken das Land mit einer Kette weißer Diamanten, doch die Schönheit ist trügerisch. Sie können, wenn sie aus dem Schlaf erwachen, Tod und Zerstörung bringen, aber auch die Böden in fruchtbares Ackerland verwandeln. Vulkane sind die Naturgewalt der dritten Dimension. Ein Vulkan beschränkt sich nicht an der Erdkruste zu kratzen, das Land umzubauen, die unmittelbare Umgebung in Angst und Schrecken zu versetzen; er will hoch hinaus. Als sich der Eyjafjallajökull im März 2010 Luft machte erreichten seine Eruptionswolken die Troposphäre in 7000 m Höhe. Seine Aschwolken zogen bis in den Alpenraum und das Mittelmeer. 10 Millionen Passagiere waren betroffen, 100.000 Flüge wurden gestrichen, 2,5 Milliarden US$ Schaden. So ist es wenn die Götter zürnen. Heilige Berge.
Vulkan Osorno im Sommer


Vulkane um Valdivia

















Nochmal: Weihnachten



Eigentlich haben mir Adventskalender immer gut gefallen. Na ja, viele sind banal, uninspiriert. Gefreut habe ich mich immer über den Adventskalender von der Europäischen Reiseversicherung, ERV. Hinter jedem Türchen war eine leckere Mozartkugel. Bekomme ich jetzt nicht mehr (pensioniert, unwichtig). Dafür habe ich zwei andere „Adventskalender“ bekommen, die mich sehr berührt haben. Der eine kam von meiner Freundin Samia. Sie hat mir jeden Tag ein Lied geschenkt. Hat ihre Gedanken zu dem Lied aufgeschrieben und auch was sie daran so bewegt hat. Habe mir alle angehört. Der andere Adventskalender kam von meinem Bruder Thomas. Er hat für seine Hausgemeinschaft jeden Tag ein Buch vorgestellt, das irgendwie einen bleibenden Wert hat. (Da war auch ein Autor dabei, der vor vielen Jahren, als wir noch in Stuttgart wohnten, unser Nachbar war. Horst Stern: Mann aus Apulien, ganz großartig!)

Es gibt sie noch, die Fantasie zu Weihnachten, das was jenseits des Konsums, jenseits dem Hecheln nach dem passenden Geschenk ist. Ein kleines Glück für die Seele.



Samias Adventskalender, und das hat nun nichts mit Weihnachten zu tun, hat mich angeregt, auch über Musik nachzudenken.

Jetzt lebe ich ja wieder einmal in meiner alten „Heimat“, in Lateinamerika. Vieles, fast alles hat sich verändert, nicht überall zum Guten, wie man an Venezuela sehen kann. Und trotzdem, es gibt manchmal einen nostalgischen Blick zurück, auf eine Welt, die es so nicht mehr gibt und auch niemand mehr will. Das war die Welt der Machos und der Schönen, das ewige Spiel zwischen Erotik und Eroberung, diese unendliche, meist unerfüllte Sehnsucht, diese sinnliche Traurigkeit. Es erinnert an die mittelalterliche Minne, das Sehnen nach einem Idealbild der Frau, das doch nur in der Fantasie besteht, nie erreichbar ist. Tempi passati.



Te vas porque yo quiero que te vayas
a la hora que yo quiera te detengo,
yo sé que mi cariño te hace falta

porque quieras o no
yo soy tu dueño
Yo quiero que te vayas por el mundo
y quiero que conozcas mucha gente
yo quiero que te besen otros labios
para que me compares
hoy, como siempre
Si encuentras un amor que te comprenda
y sientas que te quiera más que nadie

entonces yo daré la media vuelta
y me iré con el sol
cuando muera la tarde
Te vas porque yo quiero que te vayas....




Wasserstandsmeldung Katzen: 9.1.2017: Nr.: 97 (von 236)


Im neuen Jahr nur noch Vinoval!

www.vinoval.de

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