Donnerstag, 26. Januar 2017

Valdivia - Das Boot


Valdivia - Das Boot
Nr.: 18



Belegungsplan: Casa de la buena vista



27.1.2017 – 13.2.2017 Australien

26.2.2017 – 5.3.2017 Casa geschlossen

31.3.2017 Für immer geschlossen!!!!


Das foucaultsches Pendel


Wenn man in Valdivia, am Fischmarkt vorbei, die Costanera am Rio Calle Calle entlang nach Süden läuft, kommt man erst am foucaultsches Pendel vorbei, das der Mittelpunkt eines schön gestaltenden Platzes ist. Kurz danach liegt an der Kaimauer ein U-Boot, das man hier nicht vermutet hätte. Schaden wird es keinen mehr anrichten, die chilenische Marine hat es 2001 ausgemustert und dient heute als Museum. Wie so vieles in Valdivia: es gibt allerlei Bemerkenswertes, Sehenswertes, doch man erkennt es erst auf den zweiten Blick. Selbst vom Fluss aus schmiegt es sich in die Häuserfront des Hafens bescheiden ein.





Foto: Corporación municipal de Veldivia

Das Boot trägt den Namen O’Biran und gehört zur Oberon Klasse, wurde von der chilenischen Marine in Schottland in Auftrag gegeben und 1976 in Punta Arenas in Dienst gestellt. Das war damals ein modernes Kriegsgerät, technisch auf dem neusten Stand. Nach 25 Jahren wurde es ausgemustert und die Stadt Valdivia hat es als Museumsschiff erworben.

O'Brian


Die O’Brian ist 90 m lang, 5,5 m breit, hatte eine Besatzung von acht Offizieren und 65 Bootsleuten und war mit 8 Torpedorohren ausgestattet – vier größere nach vorne, zum Angriff, und vier kleinere nach hinten, zur Verteidigung.







Modernste Kommunikation ...
... und abhörsicher!


Ja, es ist eine Attraktion, einen Besuch wert. Ich war mal in den Bavaria Film Studios. Da konnte man die U-Boot Kulisse aus dem gleichnamigen Film von Buchheim ansehen und begehen. Das war schon interessant, keine 10 Pferde hätten mich im Ernstfall in so einen schwimmenden Sarg reingebracht. War aber eben nur Kulisse.

Blick durch das Seerohr

Natürlich stellt sich die Frage, wann so ein Kriegsgerät zum Einsatz kam, wem wollte man denn ein Loch in den Bug schießen.

Es waren vor allem zwei „Ereignisse“, bei denen die O’Brian – zumindest in der strategischen Planung – eine wichtige Rolle spielte. Laut Auskunft unserer U-Boot-Touristenführerin.



Da war zum einen der Beagle-Konflikt (wer erinnert sich heute noch daran?). Das Ende der Kolonialzeit ließ im Süden des Subkontinents eine Reihe von Fragen offen, die größten Teile der Südspitze Südamerikas waren kaum bekannt und schon gleich nicht vermessen. Zwar schlossen Chile und Argentinien 1881 einen Grenzvertrag, der den Argentiniern aber nicht passte. 1978 erreichte die Konflikt seinen Höhepunkt, Argentinien hatte beschlossen, die drei strittigen Inseln militärisch zu besetzen. Dabei ging es um drei völlig unbewohnte Inseln am Arsch der Welt: Lennos, Pieton und Nueva am Ende des Beagles-Kanals! Es roch nach Krieg. In allerletzter Minute griff der Papst ein: Johannes Paul II. Da schau her, der Papst als Friedensstifter! So etwas könnten wir ja heute vielleicht auch noch gebrauchen. 
Maat und Mätin


Vielleicht steht uns ein ähnlicher Konflikt bevor, mit einem viel schlimmeren Ausgang, ohne Papst. Wieder geht es um Inseln, eher um ein paar Sandhaufen im Meer: die Spratly Inseln. Durch die Besetzung dieser Inseln wollen die Chinesen ihre Hegemonie im chinesischen Meer ausbauen, die Amerikaner, die Vietnamesen und alle anderen Anrainer sind dagegen, wie das wohl ausgehen wird? Hier wäre Konfuzius gefragt. Der es allerdings versäumt hat, einen Nachfolger nach seinem Ableben zu installieren.



Na ja, die O’Brian lag jedenfalls auf der Lauer, bereit mit ihren Torpedos die bösen Argentinier zu versenken.



Diese Erfahrung hat die Chilenen auch dazu veranlasst, sich während des Falkland-Krieges (in Argentinien würde man sagen die Malvinas) auf die Seite der Engländer zu schlagen.

Die Besatzung geht von Bord


Bei einem Staatstreich 1976 hatte eine Militärjunta in Argentinien die Macht übernommen und führte einen „schmutzigen Krieg“ gegen die Opposition, vor allem gegen die linke Guerilla im eigenen Land. Zahlreiche Oppositionelle wurden ermordet, die Mehrzahl von ihnen ist einfach spurlos verschwunden. Die Militärjunta hatte gegen schwindendes Vertrauen und eine desolate wirtschaftliche Lage zu kämpfen. Um neuen Patriotismus anzufachen und von den innenpolitischen Problemen abzulenken, musste ein Krieg her. Die Malvinas schienen leichte Beute. Wir wissen noch wie der Streit ausging, die eiserne Lady hat gewonnen. Ich erinnere mich noch gut daran, auch wenn mir einiges damals eher wie Operette vorkam. Es war aber bitterer Ernst. Mit Toten, Leid und Verderben.

Was nun genau die Rolle der O’Brian war, ich konnte es nicht rausfinden. Irgendwo wird sie schon auf der Lauer gelegen haben.

Lebendig werdende Geschichte, so ein U-Boot Besuch.


Wasserstandsmeldung Katzen: 27.1.2017: Nr.: 131 (von 236)

Leben auf yellow submarin - nur mit Vinoval
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Montag, 23. Januar 2017

Valdivia Architektur


Valdivia Architektur



Nr.: 17



Belegungsplan: Casa de la buena vista



27.1.2017 – 13.2.2017 Australien

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Städte leben von dem Bild, was man sich von ihnen macht. Was man mit ihnen assoziiert, wenn man an sie denkt. Von den Plätzen, den berühmten Straßen, von den Parks. Champs-Élysées in Paris, dem Marienplatz in München oder dem Central Park in New York. Es ist der Domplatz in Bamberg, die Neckarfront mit Hölderlinturm in Tübingen oder die Ramblas in Barcelona. Das sind alles die öffentlichen Räume, die den Besucher empfangen und im Gedächtnis bleiben.
Nicht so in Valdivia. Hier denkt man vielleicht an den Fischmarkt, wo sich die Seelöwen an den Fischabfällen laben und die mächtigen vier Flüsse (Valdivia, Calle Calle, Cau Cau und Cruzes), ein paar ganz nette Promenaden (Costanera) und ...?

Blick auf den Hafen und den Fischmarkt von Valdivia

Valdivia vor 1899 Wikipedia


Nein, es gibt sie hier nicht, die großartigen Zeugnisse indigener Architektur wie in Cuzco oder Machu Picchu, nicht die protzigen Kolonialbauten wie in Lima oder Bogota. Es gibt auch nicht die postmoderne Skyline von Santiago oder Caracas. Wenig, was von der Geschichte dieser Stadt gleich ins Auge fallen würde. Die Stadt ist lebendig, freundlich, angenehm – nicht schön.
Aber Valdivia hatte es in seiner Geschichte auch nicht leicht. Der beständige Kampf gegen die Mapuches, die sich nicht so einfach ihr Land wegnehmen lassen wollten, der zermürbende Unabhängigkeitskrieg und vor allem das große Erdbeben von 1960 haben der Stadt mächtig zugesetzt, ihr Teile ihrer Geschichte entrissen.

Terremoto 1960, Wikipedia


Was dann geschaffen wurde war oft banaler Zweckbau, unmotivierte Betonskelette, lieblose Architektur, ohne Sinn für Stil, Mitte, für ein Gesicht einer Stadt.

 
Vom deutschen Alt-Kleider-Container direkt nach Valdivia
Valdivia wurde vom Unabhängigkeitskrieg von Spanien, vor allem in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts schwer gezeichnet, wirtschaftlicher Niedergang und enorme Staatsschulden waren die größten Sorgen dieser Region. Die Wohlhabenden haben die Stadt verlassen was den Niedergang noch beschleunigte.

Wenn man sich aber als Spaziergänger die Mühe macht, sich vom Zentrum wegzubewegen, vor allem die schreckliche Avenida Picarte zu verlassen, dann kann man sie schon entdecken, die etwas versteckten Schönheiten der Stadt, Kleinode der Architektur, Zeugen einer interessanten Geschichte. Vor allem die Avenida General Lagos hat einiges zu bieten, hier finden sich einige Häuser und Villen die sich herüber gerettet haben in unsere Zeit und eng mit der Geschichte Valdivias verbunden sind. Zeugnisse der Vergangenheit.

Casa Hoffmann Hubach

Casa Hoffmann Hubach













Gegen 1850 begann die deutsche Einwanderung und Valdivia entwickelte sich zu einer blühenden Industrieregion. Zwischen 1850 und 1875 kamen ca. 6000 Deutsche in den Süden von Chile, 2800 davon haben sich in Valdivia angesiedelt. Unter ihnen, 1850, einer der Auswanderer der ersten Stunde, war Carl Anwandter, dem man heute in Valdivia und in der Region auf Schritt und Tritt begegnet.

Casa Anwandter

































Wichtige Unternehmen wurden gegründet, auch die Brauerei Anwandter, die allerdings bei einem furchtbaren Brand völlig zerstört wurde. (100 Jahre später hat die Kunstmann Brauerei diese Tradition erfolgreich wiederaufgenommen. (Aber das Thema Bier ist eine andere Geschichte!)


Zeichen des Wohlstandes und der Industrialisierung war die Elektrifizierung der Stadt. 1919 wurde das erste thermo-elektrische Werk in Betrieb genommen, das 15.000 Haushalte mit Strom versorgte. Als Energieträger wurde Holz verfeuert. Der gewaltige Schornstein hat sogar das Erdbeben von 1960 überdauert, ein Wunder.
 
Casa Pausenberger
Der Schlot hat überlebt!


Um die Jahrhundertwende entstanden die Bürgerhäuser und Villen, die zum Teil noch bis heute erhalten geblieben sind.



Casa Behrens
Casa Behrens                               



Es gibt bescheidene Häsuser und protzige Villen, Zeugen der Vergangenheit und Zeugniss von Verfall. 

Vergangene Zeit
 Nicht, dass die Menschen ihr Erbe nicht schätzen. Nein, viele Menschen sind hier nicht wohlhabend. Viele kämpfen täglich um ihr Auskommen, das Fortkommen ihrer Kinder. Das Leben in Chile ist teuer, viles teuerer als in Deutschland. Das Renovieren alter Gebäude beginnt dann wenn man etwas übrig hat, es ist Luxus.
Vor dem Verfall
Wasserstandsmeldung Katzen: 24.1.2017: Nr.: 124 (von 236)

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Sonntag, 15. Januar 2017

Das Feldlazarett


Das Feldlazarett



Nr.: 16



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Bei der ganzen Operation KATZEN bin ich eigentlich mehr der Handlanger und der Sekretär, der die Statistik über die untersuchten Katzen führt und immer etwas holen und halten muss, meistens die Katzen.
Sterilisierungskampagne


Jetzt fand wieder einmal eine Sterilisierungskampagne statt, die von der Gemeinde Corral, ein kleines Kaff am Meer unweit von Valdivia, organisiert wird. Das macht natürlich Sinn, weil man sonst der vielen frauchenlosen Hunden und der streuenden Katzen überhaupt nicht mehr Herr werden würde. Das ist für die Katzen- und Hundebesitzer kostenlos, manche könnten sich das ohnehin nicht leisten.




Das Feldlazarett und der Pickup von Elena



Und das geht so:

Die Gemeinde Corral hat natürlich keine eigenen Tierärzte und keine Klinik, sie macht nur die Organisation. Sie schreibt einen Termin öffentlich aus und stellt einem Tierarztteam einen Raum zur Verfügung. Was heißt schon Raum. Es ist ein Zimmer und ein Flur in einem baufälligen Gebäude, das das nächste Erdbeben kaum überleben dürfte. Es steht viel Müll herum, zumindest gab es diesmal einen Wasseranschluss. 


Um rechtzeig anzukommen muss man die Fähre um 8 Uhr von Niebla nach Corral nehmen, den Hügel hinauffahren, dort wo das Dorf endet. Und dann kommt Elena mit ihrem Team. Im Pickup. Der sieht aus, als sei er schlechte und schlammige Straßen gewohnt. Drinnen sitzen, eng gequetscht die zwei Operateure Elena und Angelica, zwei Tierärztinnen für die Anästhesie, und Nicole, die die Tiere empfängt, die Besitzer über die Operation und mögliche Komplikationen informiert.  Die Ladefläche ist voll bepackt. Fasziniert beobachte ich die generalstabsmäßige Operation. Das haben die nicht zum ersten Mal gemacht. Was stört wird beiseitegeschafft und der Raum in einen OP verwandelt.



Mitgebracht wurden:

2 komplette OP-Tische mit Licht, Halterungen für Abfallbeutel, Tablett für das Operationsbesteck. Ein kompletter Narkoseapparat, Sauerstoffflasche, Heizkissen, ein Wasserkocher zum Auffüllen von Wärmflaschen, Skalpelle, Rasierapparat, mehrere komplette sterile OP-Bestecke (Scheren, Nadeln, Klammern, Nahtmaterial), sterile OP-Kittel, Handschuhe und Abdecktücher, Desinfektionsmittel, Spritzen in großen Mengen, Infusionslösungen, Thermometer, eine mittelgroße Apotheke mit Narkosemitteln, Notfallmedikamenten, Antibiotika, Schmerzmitteln und sonstigen Ampullen. Außerdem Decken, Handtücher, Verbandszeug, Mullbinden (im Tigerlook!) und Klebebänder, Thermometer, 4 große Hundekäfige (zerlegbar), Schnüre, Seile und Maulkörbe (auch süße kleine Katzenmaulkörbe, die ich zum ersten Mal gesehen habe). Und viele Sachen, von denen ich keinen Schimmer hatte, wozu die gut sind.

Kaum, dass der Wagen entladen war, in 20 Minuten war alles aufgebaut, ein perfekter OP. Und draußen warten schon die ersten Patienten.

Das "Feldlazarett"

Irgendwie kam mir das ganze so vor wie ein Feldlazarett, das in Windeseile, nach dem „Krieg der Tiere“ (vielleicht Hunde gegen Katzen?) errichtet werden musste, um die „Überlebenden“ und „Verletzten“ medizinisch zu versorgen. Natürlich ist zwischen den Tieren kein Krieg ausgebrochen, die armen wurden (vermutlich gegen ihren Willen), nur der Kastration zugeführt (damit eine drohende Überbevölkerung der Hunde und Katzen nicht doch noch zu einem „Krieg“ führt). Mir fiel unwillkürlich die Fernsehserie M*A*S*H ein, die gab es irgendwann in den 70er Jahren, nur, dass das dort richtige Verwundete waren. Klar, manchmal fällt einem ein mächtiger Schmarrn ein aber mit Tierärztin Dr. Mertens hat das nun Garnichts zu tun.
Die Tierbesitzer brachten die Katzen in kleinen Handboxen, die Hunde an der Leine. Die keine Boxen hatten, haben die Katzen in eine Decke eingewickelt oder in einer Pappschachtel gebracht, notdürftig mit Klebeband verschlossen. Der größte Hund, eine Art schwarzer Retriever, 30 kg, hatte am meisten Angst, das kam ihm alles nicht geheuer vor.



Routinemäßige Professionalität: Die Tiere werden sediert, wenn die Narkose wirkt auf dem OP-Tisch fixiert, die Mädels tragen Mundschutz, eine Stirnlampe, Handschuhe. Dann zücken sie das Skalpell.

Da habe ich lieber weggeschaut. Bin auf die Straße gegangen und habe den Mädels Kekse gekauft. Müssen ja auch mal was essen!

Als ich zurück kam wurde gerade eine Katze operiert, sterilisiert. Aus ihrem Bauch hingen zwei eiergroße, mit Blutadern durchzogene Teile heraus, ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Einen Tag später habe ich mich getraut, Rossi danach zu fragen. Das waren die Embryos, na ja, die bekommen dann auch keine Jungen mehr. Eine kleine Katze will nicht aufwachen, eine Tierärztin hält sie mit einer Wärmflasche und einer Decke ganz liebevoll im Arm und redet ihr gut zu.

Während der ganzen Aktion herrscht hektisches, doch ausgesprochen kontrolliertes Treiben. Jeder Handgriff sitzt, alle wissen was sie zu tun haben. Das Team arbeitet durch, keine Pause, vielleicht mal ein Schluck Wasser zwischendurch. Ich bin schwer beeindruckt.

Die Aktion neigt sich dem Ende zu. Die letzten Patienten sind wieder wohlauf (na ja, vielleicht noch etwas durcheinander), die Besitzer holen ihre mascotas wieder ab, das große Aufräumen beginnt. Alles wird verpackt und nach einer halben Stunde ist alles auf dem Pickup an seinem Platz, der Raum sieht wieder aus, als ob nichts geschehen wäre.

Es hat doch alles wieder etwas länger gedauert, die 5-Uhr-Fähre ist nicht mehr zu erreichen, also bis 7 Uhr warten. Ein langer Tag.



Daran teilzunehmen, ist natürlich eine hervorragende Gelegenheit, für mein Katzenprojekt Proben zu sammeln. Die Katzen sind in Narkose, beim Venenkatheter legen, wird für mich ein bisschen Blut mit abgenommen, und das Urinnehmen ist auch ganz easy. Ich helfe halt dafür mit so gut ich kann. Jede helfende Hand wird hier gut gebraucht. Aber ich bin auch völlig fasziniert von der Professionalität des Ablaufes. Die Tiere werden beim Empfang gewogen, alle werden vor der Sedation gründlich untersucht und der Ablauf ist deutlich professioneller als in vielen Praxen (auch bei uns), wo keine Narkosegerät und kein Sauerstoff zur Verfügung stehen und kein Tierarzt permanent die Narkose überwacht. Und außerdem macht es total Spaß, mit dem Team zusammenzuarbeiten.



Corral



Corral ist heute ein kleiner aufstrebender Küstenort und seit der regelmäßigen Fährverbindung hat dort der Tourismus einen starken Aufschwung genommen.

Der Ort wurde 1547 gegründet und zu einem Bollwerk gegen englische Piraten und sonstige Feinde ausgebaut. Das große Erdbeben von 1960 (9,5 auf der Richterskala) hat auch Corral voll getroffen, die größten Zerstörungen hat jedoch der darauffolgende Tsunami ausgelöst.
Corral heute (CC BY-SA 2.5, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=578795)














Corral nach dem Tsunami 1960 (Foto: Buonasera Wikipedia)
Wasserstandsmeldung Katzen: 16.1.2017: Nr.: 110 (von 236)

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Montag, 9. Januar 2017

Weihnachten in Valdivia


Weihnachten in Valdivia



Nr.: 15



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Die stille Zeit



Es geht auf Weihnachten zu, der Sommer steht vor der Tür.

Es ist nicht so, dass man hier von Weihnachten gar nichts merkt, die Verkäufer vom Sportgeschäft tragen lustige Nikolausmützen, auf der Plaza und in der Post wird ein Christbaum aufgestellt, in manchen Kneipen hängen ein paar unmotivierte Christbaumkugeln. Weihnachtsbäume in unserem Sinn gibt es eigentlich nicht, alles aus Plastik, viele erinnern nur entfernt an einen Tannenbaum. Und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.



Weihnachtsbaum der Brauerei Kunstmann
Weihnachtsbaum Plaza de la República, Valdivia




















Die Gegend hier ist weitgehend verschont vom ewigen Weihnachtliedergedudel, in den Geschäften gibt es Sonderangebote, die Leute kaufen für den Feiertag ein, es gibt nur einen. Es gibt keine Weihnachtsmärkte, keinen Glühwein, sondern „Cola de Mono“ (Affenschwanz), ein süßes Getränk aus Milch, Kaffee, Zucker und Pisco, keine heißen Maroni, sondern „Pan de Pascua“ (Weihnachtsbrot) und die Konditoreien bieten eine Weihnachtstorte an.

Weihnachtsbaum in Pucón
Weihnachtsbaum in San Martin de los Andes


Überhaupt ist es hier sehr verbreitet, zu Weihnachten Pascua zu sagen, was ja eigentlich Ostern heißt; das bringen sie gerne etwas durcheinander. Bei der religiösen Erziehung gibt es hier durchaus Luft nach oben. Es ist eher ein privates Fest, die Studenten fahren nach Hause, man trifft sich im Kreise der Familie. Mir scheint es weniger aufgeladen zu sein, weniger mit großen Emotionen besetzt.

Am Heiligen Abend waren wir in Lican Ray und da war dann doch keine einzige Kneipe offen, wir haben Pasta in der Cabaña gekocht, auf Weihnachten angestoßen und uns an den frühsommerlichen Temperaturen erfreut, man kann abends lange draußen sitzen. Es gab einen betörenden Sonnenuntergang.

Na ja, besinnliche Tage sind es bei uns auch schon lange nicht mehr, das Fest wurde ja schon seit langem entkernt und auf dem Altar des Kaufrausches und der Schnäppchenjagd geopfert, allenfalls Kinder bekommen beim Gedanken an das Christkind noch leuchtende Augen. Trotzdem, irgendwie ist es schon ein besonderes Gefühl, wenn einem auf den Weihnachtsmärkten bei uns der köstliche Duft von Glühwein und Spekulatius, von Bratwürsten und Auszog’nen in die Nase steigt, bunte Lichter über den Buden blinken, und die Weihnachtslieder – die man fast nicht mehr hören kann – einen dann doch irgendwie berühren. Nein, hier gibt es nichts dergleichen, fehlt auch nicht. Wir haben uns an der wunderschönen Natur berauscht, an der einzigartigen andinen Landschaft, an den Vulkanen.



Unsere größte Weihnachtsfreude war natürlich der Besuch von unseren Freunden und Nachbarn aus München: Gitta und Dietmar. Sie kamen am 20. Dezember hier an. Gemeinsam machten wir eine Reise über Lican Ray, Villarrica, Pucón und weiter nach Argentinien. Villarrica und Pucón sind für die hiesigen Verhältnisse zwei noble Tourismuszentren, wo vor allem Leute aus Santiago, Osorno und Valdivia Urlaub machen.

Wieder war es Pedro de Valdivia, der die Gegend um Villarrica als vermutlich erster Europäer 1551 betrat. Heftiger Widerstand der Mapuche machte den Eindringlingen das Leben schwer und der Vulkan Villarrica schien auf der Seite der Einheimischen gestanden haben, 1575 hat er die junge Stadt weitgehend zerstört. Heute geht es hier friedlicher zu, die Mapuche haben den Kampf nach 300 Jahren eingestellt und der Vulkan Villarrica macht gerade eine kurze Pause. 2015 ist er das letzte Mal ausgebrochen. Jetzt erholt er sich und raucht nur still vor sich hin. Der Villarrica gehört zu den schönsten Vulkanen in Chile, sein Kegel ist fast ebenmäßig geformt und mit über 2800 m ziert ihn im Sommer und Winter eine weiße Schneehaube. Ganz besonders eindrucksvoll reckt der Vulkan Lanín seinen spitzen Kegel 3747m in den Himmel, etwa 50 km nördlich von San Martin de los Andes, an der Grenze zwischen Chile und Argentinien.

Vulkan Lanín

Weit über 100 Vulkane zieren die Küstenstreifen von Chile. Sie schmücken das Land mit einer Kette weißer Diamanten, doch die Schönheit ist trügerisch. Sie können, wenn sie aus dem Schlaf erwachen, Tod und Zerstörung bringen, aber auch die Böden in fruchtbares Ackerland verwandeln. Vulkane sind die Naturgewalt der dritten Dimension. Ein Vulkan beschränkt sich nicht an der Erdkruste zu kratzen, das Land umzubauen, die unmittelbare Umgebung in Angst und Schrecken zu versetzen; er will hoch hinaus. Als sich der Eyjafjallajökull im März 2010 Luft machte erreichten seine Eruptionswolken die Troposphäre in 7000 m Höhe. Seine Aschwolken zogen bis in den Alpenraum und das Mittelmeer. 10 Millionen Passagiere waren betroffen, 100.000 Flüge wurden gestrichen, 2,5 Milliarden US$ Schaden. So ist es wenn die Götter zürnen. Heilige Berge.
Vulkan Osorno im Sommer


Vulkane um Valdivia

















Nochmal: Weihnachten



Eigentlich haben mir Adventskalender immer gut gefallen. Na ja, viele sind banal, uninspiriert. Gefreut habe ich mich immer über den Adventskalender von der Europäischen Reiseversicherung, ERV. Hinter jedem Türchen war eine leckere Mozartkugel. Bekomme ich jetzt nicht mehr (pensioniert, unwichtig). Dafür habe ich zwei andere „Adventskalender“ bekommen, die mich sehr berührt haben. Der eine kam von meiner Freundin Samia. Sie hat mir jeden Tag ein Lied geschenkt. Hat ihre Gedanken zu dem Lied aufgeschrieben und auch was sie daran so bewegt hat. Habe mir alle angehört. Der andere Adventskalender kam von meinem Bruder Thomas. Er hat für seine Hausgemeinschaft jeden Tag ein Buch vorgestellt, das irgendwie einen bleibenden Wert hat. (Da war auch ein Autor dabei, der vor vielen Jahren, als wir noch in Stuttgart wohnten, unser Nachbar war. Horst Stern: Mann aus Apulien, ganz großartig!)

Es gibt sie noch, die Fantasie zu Weihnachten, das was jenseits des Konsums, jenseits dem Hecheln nach dem passenden Geschenk ist. Ein kleines Glück für die Seele.



Samias Adventskalender, und das hat nun nichts mit Weihnachten zu tun, hat mich angeregt, auch über Musik nachzudenken.

Jetzt lebe ich ja wieder einmal in meiner alten „Heimat“, in Lateinamerika. Vieles, fast alles hat sich verändert, nicht überall zum Guten, wie man an Venezuela sehen kann. Und trotzdem, es gibt manchmal einen nostalgischen Blick zurück, auf eine Welt, die es so nicht mehr gibt und auch niemand mehr will. Das war die Welt der Machos und der Schönen, das ewige Spiel zwischen Erotik und Eroberung, diese unendliche, meist unerfüllte Sehnsucht, diese sinnliche Traurigkeit. Es erinnert an die mittelalterliche Minne, das Sehnen nach einem Idealbild der Frau, das doch nur in der Fantasie besteht, nie erreichbar ist. Tempi passati.



Te vas porque yo quiero que te vayas
a la hora que yo quiera te detengo,
yo sé que mi cariño te hace falta

porque quieras o no
yo soy tu dueño
Yo quiero que te vayas por el mundo
y quiero que conozcas mucha gente
yo quiero que te besen otros labios
para que me compares
hoy, como siempre
Si encuentras un amor que te comprenda
y sientas que te quiera más que nadie

entonces yo daré la media vuelta
y me iré con el sol
cuando muera la tarde
Te vas porque yo quiero que te vayas....




Wasserstandsmeldung Katzen: 9.1.2017: Nr.: 97 (von 236)


Im neuen Jahr nur noch Vinoval!

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