Zwischenbilanz
Nr.: 11
15.12.2016 – 10.1.2017 München
27.1.2017 – 13.2.2017 Australien
14.2. - 25.2.2017 Vaihingen
14.2. - 25.2.2017 Vaihingen
Katzen fangen
Projekt:
Katzen sind aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken. Während unsere Stubentiger in der Stadt eher eine ästhetische Funktion erfüllen, haben sie auf dem Land auch eine wichtige Funktion für die Kontrolle der Nagerpopulation. In unserem Forschungsprojekt geht es darum, den allgemeinen Gesundheitszustand zu erfassen und zu untersuchen, ob die Katzen sich dabei mit Krankheitserregern infizieren, die auch eine Gefahr für den Menschen und andere Nutztiere darstellen könnten.
Auftrag:
248 Katzen fangen, bändigen, ruhigstellen, an manchen
Stellen rasieren und Blut (aus der Vene) und Urin (direkt aus der Blase)
abnehmen. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Fortschritt:
16.11.2016: 24 Katzen (von 248).
Die ersten 16 Katzen waren bisher so eine Art „Kollateralnutzen“ von Rossis Arbeit in
der Klinik; wenn immer eine Katze zum Sterilisieren oder anderen Unpässlichkeiten
vorbeigebracht wurde, dann musste sie natürlich auch Blut und Urin abgeben,
gegen eine kostenlose Blutanalyse oder eine Gratis-Entwurmung. Da freut sich
jede Katze!
Heute gab es endlich den ersten Feldersuch, raus aufs Land
zu den Bauernhöfen und zu den unbekannten Katzen, die auf nichts dringlicher
warteten, als auf Rossis Blutkanüle!
Unser erstes Ziel war ein kleinbäuerlicher Hof in der Nähe
von Paillaco. Wir haben unser Auto besser vor der Einfahrt stehen lassen und
die Gummistiefel angezogen. Der Weg zum Hof bestand aus einer Mischung aus
Schlamm, Dreck und frischem Kuhdung, die Ställe und Häuser glichen eher
Holzverschlägen als Gebäuden, hinter einem Holzgatter grunzten ein paar
Schweine. Hühner, Truthähne und Enten führten ihre Küken ins Mistpicken ein,
die vielen Hunde sind neugierig und verspielt (aber dreckig) und die Katzen
erstaunlich zutraulich.
Hof der Katze Nr. 17 |
Außer das wir immer durch den Mist waten mussten, ging die
Arbeit gut voran. Der Hof spiegelte schon die Armut und auch das Elend der
Kleinstbauern in diesem Land wieder. Es fehlt an allem, natürlich vor allem an
einem angemessenen Einkommen – eine Art Subsistenzwirtschaft auf unterster
Ebene. Unseren komischen Wünschen wurde aber mit einer gewissen Herzlichkeit
begegnet, irgendwie waren wir – verhalten – willkommen.
Katze Nr. 17 |
Vielleicht fanden uns
die Katzen nicht so toll – immerhin sind sie jetzt entwurmt: Katzen Nr. 17 und
18
Die nächsten beiden Höfe waren deutlich schöner, aufgeräumt,
gepflegte Häuser mit den typischen Holzschindeln an den Fassaden. Im Vorgarten
randalierte eine kleine Herde ganz junger Kälber, machte mit halbstarkem
Geschrei auf sich aufmerksam.
Auch die Katzen der beiden anderen Höfe waren erstaunlich
zutraulich und ließen die ganze Prozedur mit wenig Gegenwehr über sich ergehen:
Katzen Nr. 19 – 24
Katze Nr. 19 |
Ein Hof geht noch, da soll es 5 – 7 Katzen geben. Ein
schönes Anwesen, gepflegt, ein freundlicher Besitzer. Allerdings nicht die
Katzen – sie kamen zwar vorbei aber von sich-fangen-lassen
keine Spur. Das war mein großer Moment, genau auf so eine Situation war ich
vorbereitet! Unter den skeptischen Blicken der Rossi hatte ich mir ein
Anglernetz gekauft, mit ausziehbarer Teleskopstange! Und siehe da: es klappte
auf Anhieb.
Katzenfangnetz |
Dann muss irgendwas schiefgegangen sein. Bei dem Versuch, die
Katze teilweise aus dem Netz zu befreien, schlug sie ihre Fangzähne mit aller
Gewalt in meine Hand. Sie hatte gewonnen, suchte das Weite, während ich
versuchte die Blutung zu stillen. Nicht ganz einfach, ein Leben als
Katzenfänger. Die Methode hat sich als brauchbar erwiesen, die Prozedur danach
ist allerdings noch verbesserungswürdig.
Katze Nr. 21 |
Vielleicht sollten wir es mit einem Betäubungsblasrohr
versuchen; habe da einige Erfahrung aus meiner Zeit bei den Indianern in
Venezuela.
Der Tag endete in der Clinica
Alemana.
Warten in der Notaufnahme, Blutdruckmessung
(Sauerstoffdichte im Blut 99%), Versorgung der Wunden, Antibiotika.
Danach gab es dann ein Feierabendbier.
Aber diese Art von Wissenschaft gefällt mir gut, auch wenn
ich hier nur der Assistent bin. Es fehlen noch 224 Katzen, das heißt zu den Höfen
fahren, mit den Besitzern sprechen, unfallfrei die Tiere halten, Land und Leute
kennen lernen, eintauchen in eine andre Welt.
Nochmal Tiere:
Auf dem Rückweg von Puerto Varas, wo ich mit meinen Studenten
einen Ortstermin bei einem großen Reiseveranstalter hatte, besuchten wir die
Senda Nativa Romahue.
Das ist eine Farm und gleichzeitig eine Auffangstation für
verletzte oder hilfsbedürftige Wildtiere. Der Hof liegt in einer idyllischen
Landschaft, von wo aus man die Vulkane Osorno und Calbuco sehen kann. Ein
unvergleichlicher Anblick.
Ein Rundgang dauert zwischen ein und zwei Stunden – wir kamen
gerade mal 50 Meter weit.
In einem Gehege wohnte ein Pudupaar und ein weiteres
Weibchen und ein kleines Bambi mit hellen Tupfen im Fell, gerade mal drei Tage
alt. Man hätte es gut in zwei Händen halten können.
Pudus sind die kleinsten Hirsche der Welt. Ihre Schulterhöhe
beträgt zwischen 25 und 43 Zentimeter, ihr Gewicht zwischen 6 und 13 kg. Die
männlichen Tiere ziert ein kleines Geweih.
Das Pudupaar stand eng beisammen, das Weibchen legte sich
immer wieder hin, von der einen auf die andere Seite, und plötzlich sah man wie
die Fruchtblase austrat, das Tier war gerade dabei ein Junges zu werfen. Der
Bock wich nicht von ihrer Seite. Er half der Kuh durch beständiges Lecken und
als die Fruchtblase abfiel haben sie sie beide zusammen aufgegessen, vielleicht
um zu verhindern, dass dieser Geruch Fressfeinde anzieht. Die kleine Hirschkuh
legte sich wieder auf die Seite, hob und senkte den Kopf und in ihren Augen sah
man den stillen Schmerz und die Anstrengung der Geburt. Das Männchen versuchte
der Gebärenden zu helfen so gut es ging. Fast hatte man den Eindruck, es zieht
an den kleinen Füßchen, die als erste den Mutterleib verließen. Beständiges
Lecken an dem kleinen Wesen, das dabei war aus der Geborgenheit in der Mutter
in eine fremde Welt geworfen zu werden, war wohl ein zärtlicher
Willkommensgruß.
Nach 20 Minuten ging alles ganz schnell. Mit einem kleinen
Plop purzelte das Neugeborene auf den Boden und die beiden Eltern begannen
sofort das Pudubaby trocken zu lecken. Ein zärtlicher Einstieg ins Leben.
Pudu-Männchen bei der Geburt |
Wir blieben noch eine ganze Weile bei der jungen Familie.
Die überwältigende Zärtlichkeit des Männchens bei der Geburt
hat mich zutiefst bewegt.
Ich komme mal wieder, um mir die anderen Tiere anzusehen.
www.vinoval.de |
Von Sterilisierung/Kastration haltet Ihr offensichtlich nicht viel, oder? Es ist ok, daß ihr Euch um den Gesundheitszustand der Katzen und Ihre häufig noch viel zu hoch eingeschätzte Gesundheitsgefahr dem Menschen gegenüber kümmert (wenn Ihr hier, auch in sehr ländlichen und bisweilen leider diesbzgl, rückschrittlichen Gegenden der Welt damit aufräumen könnt, ist das super...wobei auch die sog. "zivilisierte Welt" noch viel zu viele Vorurteile hat, selbst unter Ärzten und Tiermedizinern), aber eine hohe, nicht durch sterilisierte/kastrierte Katzen kontrollierte Population stellt auch und vorallem eine Gesundheitsgefahr für die Tiere selbst da... Das müßtet Ihr eigentlich genau so wissen... und es wäre wirklich wichtig, wenn Ihr sie schon einfangt, da auch gleich dran zu arbeiten, zur Not in Kooperation mit verständigen Tierärzten und/oder nationalen und und internationalen Tierschutzorganisationen. Sonst sieht mir Euer Forschungsprojekt, sorry, ein bißchen zu oberflächlich und halbherzig aus, und ich frage mich, wie weit Ihr wirklich 100% am Wohl Eurer "Versuchskaninchen" (denn etwas Anderes sind sie dann nicht) interessiert seid.
AntwortenLöschen