Montag, 28. November 2016

Tourismus I


Tourismus I



Nr.: 12



Vorläufiger Belegungsplan: Casa de la buena vista



15.12.2016 – 10.1.2017 München

27.1.2017 – 13.2.2017 Australien  
14.2.2017 - 25.2.2017 Vaihingen

26.2.2017 – 5.3.2017 Casa geschlossen






Mit meinen Studentinnen an der UACh (Macarena, Yohana und Camila) entwickeln wir ein touristisches Programm für Touristen in der Umgebung von Valdivia, das dann von einer Incoming Agentur (PORTOURS CHILE) angeboten werden soll. An der Küste vor Valdivia haben wir uns für unser Projekt zwei geschützte Naturgebiete (Reserva Costera Valdiviana / Parque Nacional del Alerce Costero) ausgesucht, wo wir unser Projekt verwirklichen wollen. Für das Wochenende war die Ortsbegehung geplant. Rossi war als neutrale Beobachterin dabei.



Freitag:


Am Morgen hatte ich noch einen Vortrag an der Uni über „Wissenschaftstourismus“ gehalten und um 13 Uhr haben wir die Fähre von Niebla, ein kleiner Küstenort am Pazifik etwa 15 km von Valdivia entfernt, nach Corral genommen. Die Überfahrt über den Rio Valdivia dauert knapp 20 Minuten. Zunächst wollen wir unser Hotel aufsuchen, Gayana Ecolodge, etwa 20 Minuten von Chaihuín entfernt. Die Schotterstraße führt durch ein abwechslungsreiches Gebiet, teils durch dichten Regenwald, teils öffnet sich die Landschaft und gibt den Blick auf die Auen des Flusses Chaihuín und die Küste frei.

Und dann lag sie vor uns, die Ecolodge, irgendwie aus dem All auf die Erde gefallen, drei weiße Kuppeln, die an einem Hang über dem Chaihuín-Tal klebten. Dahinter ein Holzhaus, Rezeption, Bar, Restaurant. Ein paar Ziegen, die gestreichelt werden wollten.

Die „Schlafdome“ wirken wie eine Mischung aus den Echolon Abhörstationen in Bad Aibling (allerdings ohne die NSA: kein Internet, kein Lauschangriff!) und den Jurten der mongolischen Nomaden.







Die Dome haben eine Wabenkonstruktion, die mit einer Folie überzogen ist, ein modernes Bad mit Dusche und eine Eingangstür aus Holz. Einige der Waben sind aus einer Klarsichtfolie, durch die man in der Kuppel bei Nacht den unvergleichlichen Sternenhimmel sehen kann nach vorne hat man einen Blick wie aus einer Raumstation auf das Tal des Rio Chaihuín.

Innen steht ein Holzofen (wie in den Jurten), der ein angenehmes Raumklima schafft, auch wenn man nachts immer wieder ein paar Holzscheite nachlegen muss. Ökologisch eben.







Betrieben wird die Lodge von Romina und Edmondo, ein Paar, das den Besuchern die Schönheit und Vielfalt der Natur vermitteln will. Romina ist eine exzellente Köchin, Edmondo hat sich auf Amphibien spezialisiert und kennt im Wald jede Kröte. Sein Liebling ist der Darwin-Frosch (Rhinoderma darwinii) aus der Familie der Froschlurche. Es sind Maulbrüter, die die jungen Kaulquappen bis zur „Froschreife“ in ihrem Kehlsack großziehen. Edmondo kann wunderbar davon erzählen.


Romina, Edmondo, Camila, Macarena, Yohana und ich


Die beiden Naturreservate, sowohl die Reserva (privat) und der Parque (staatlich) sind hervorragend gemanagt und gepflegt. Wanderwege führen durch die überbordende Vegetation der selva valdiviana.

Am Nachmittag waren wir dann noch bei Lobería, von dort kann man auf zwei kleinen Felsenhügeln im Meer ganz nahe der Küste hunderte von Seelöwen beobachten. Ganz schön was los da. Ihr Geschrei und Gezänk hört man schon aus weiter Entfernung. Sie drängen sich auf engstem Raum, über- und nebeneinander, sie beißen und schubsen sich und kämpfen um die besten Plätze.







Am Abend hat der angekündigte Regen eingesetzt, im Domo knisterte das Feuer. Nach einem köstlichen Essen hat der Tag mit einem Glas Rotwein einen entspannenden Abschluss gefunden.





Samstag:


Der Regen hielt sich noch bis in den Vormittag, dann brachen wir auf, wir hatten einen Termin mit einer alten Dame. Doch das war gar nicht so einfach. Das Alerce-Gebiet liegt in der Reserva und man kann es nur mit einem lizensierten Führer begehen – doch keiner hatte Zeit. Edmundo hat es dann doch irgendwie geschafft. Wir machten uns auf den Weg.



Nach einer Biegung des schmalen Weges durch den dichten, fast undurchdringlichen Regenwald, stand sie da, Oma Alerce, (Fitzroya cupressoides), eine patagonische Zypresse, in aller Gelassenheit, den ganzen Rest der Vegetation mit stoischer Gelassenheit überragend. Die Alerce gehört zu den langlebigsten Bäumen überhaupt, es soll Exemplare geben, die um die 4000 Jahre alt sind. Im Vergleich dazu ist unsere Oma Alerce allenfalls im besten Alter. 2500 Jahre und stattliche 45 m hoch. Als etwa um das Jahr 500 vor Chr., in der Vorweihnachtszeit, sich ihr erster kleiner Trieb aus dem Samen zwängte war ihre Welt noch in Ordnung. Vielleicht siedelten Chiquillanes und Poyas unten an der Küste, vertrieben sich die Zeit mit Muscheln suchen, Fischfang und etwas Landwirtschaft. Vermutlich haben sie Kartoffeln angebaut, denn genau hier (Chiloe) ist die Kartoffel zur Welt gekommen. Erst als unsere Oma Alerce schon über 1000 Jahre alt war (und gerade mal einen Durchmesser von 60 cm erreicht hatte) haben die ersten Polynesier die Osterinsel besiedelt. Und nochmal 1000 Jahre später kamen dann die Europäer mit finsteren Absichten in das Land.







Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl unter so einem gewaltigen Baumriesen zu stehen. Allein die Rinde dieser Riesen ist bis zu 30 cm dick, das Holz ist eher leicht und von rötlicher Farbe. Früher wütenden die Holzfäller in dem Gebiet; der ursprüngliche Wald musste für Eukalyptusplantagen weichen – für die Papierindustrie. Die Alerce wurde dann von chilenischen Regierung unter Schutz gestellt, eine private Organisation – The Nature Conservancy – konnte 60.000 ha kaufen und betreibt seit 2005 den Schutz dieser Region.



Unten am Stamm des Baumriesen, in Augenhöhe, klebte eine gelbe, glibbrige Masse und begann langsam zu tropfen. Caca de los duendes (Zwergen-Kacke) wird das hier genannt. Das sind Schleimpilze aus der Familie der Myxomycota, etwas vornehmer ausgedrückt. Diese Schleimpilze haben keinen festen Standort, können sich fortbewegen, kleine Wanderungen unternehmen, sich abtropfen lassen und sich wieder vereinen. Genau so habe ich mir immer die Aliens vorgestellt, riesige Glibberwesen, die alles einschleimen und nicht zu fassen sind!

Caca del Duende

Jetzt haben australische Wissenschaftler festgestellt, dass diese Hirnlosen Schleimtiere in der Lage sind, den kürzesten Weg aus einem Labyrinth zu finden. Also doch Aliens!

Yohana, Camila und Macarena bei der Arbeit



Der Tag endete in einer Tinaja, einem genialen Holzbottich, mit Holz geheizt, bei 38 Grad. Und einer schönen Flasche Rotwein. Was für ein Tag!



Tinaja - heißer Bottich




Sonntag:



In der Nacht brach die Wolkendecke auf und gab den Blick frei auf einen unendlichen Sternenhimmel, den man durch das Dachfenster im Domo beobachten konnte. Luxus von seiner schönsten Seite. Am Horizont stand das Kreuz des Südens in seiner ganzen Pracht.

Am Morgen noch eine letzte kleine Wanderung mit Edmondo in seinem Zauberwald der Kröten und Frösche. Bei dem Spaziergang haben wir auch einen kleinen toten Monito del Monte gefunden, bzw. was von ihm noch übrig war, ist wohl einem Fressfeind zum Opfer gefallen. Lebendig sehen sie ganz putzig aus. Sind übrigens Beuteltiere – die gibt es nicht nur in Australien!



Ein kleiner Stopp im ONA, unserem Lieblingsrestaurant in Niebla, war dann der angemessene Abschluss. Manchmal kann man auch hier richtig gut essen. Peruanisch-japanische Küche!



Neues von unseren Mitbewohnern:



Ein Schwalbenpaar (Golondrinas) nistet im Abflussrohr unseres Balkons. Die Jungen wachsen stetig heran und treiben mit ihrem Gefiepse und Gezeter die Alten zur Futtersuche an. Sie werden wohl bald flügge werden. Wenn man den Deckel des Abflusses hebt, kann man die Kleinen in ihrem Nest beobachten. Gute Nachbarn!



Wohnung Golondrina



 
Golondrina


Wasserstandsmeldung Katzen: 28.11.2016: Nr.: 36 (von 248)



 Und für den weihnachtlichen Genuss
www.vinoval.de

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