Tourismus I
Nr.: 12
Vorläufiger Belegungsplan: Casa de la buena vista
15.12.2016 – 10.1.2017 München
27.1.2017 – 13.2.2017 Australien
14.2.2017 - 25.2.2017 Vaihingen
14.2.2017 - 25.2.2017 Vaihingen
26.2.2017 – 5.3.2017 Casa geschlossen
Freitag:
Am Morgen hatte ich noch einen Vortrag an der Uni über
„Wissenschaftstourismus“ gehalten und um 13 Uhr haben wir die Fähre von Niebla,
ein kleiner Küstenort am Pazifik etwa 15 km von Valdivia entfernt, nach Corral
genommen. Die Überfahrt über den Rio Valdivia dauert knapp 20 Minuten. Zunächst
wollen wir unser Hotel aufsuchen, Gayana Ecolodge,
etwa 20 Minuten von Chaihuín entfernt. Die Schotterstraße führt durch ein
abwechslungsreiches Gebiet, teils durch dichten Regenwald, teils öffnet sich
die Landschaft und gibt den Blick auf die Auen des Flusses Chaihuín und die
Küste frei.
Und dann lag sie vor uns, die Ecolodge, irgendwie aus dem All auf die Erde gefallen, drei weiße
Kuppeln, die an einem Hang über dem Chaihuín-Tal klebten. Dahinter ein
Holzhaus, Rezeption, Bar, Restaurant. Ein paar Ziegen, die gestreichelt werden
wollten.
Die „Schlafdome“ wirken wie eine Mischung aus den Echolon
Abhörstationen in Bad Aibling (allerdings
ohne die NSA: kein Internet, kein Lauschangriff!) und den Jurten der
mongolischen Nomaden.
Die Dome haben
eine Wabenkonstruktion, die mit einer Folie überzogen ist, ein modernes Bad mit
Dusche und eine Eingangstür aus Holz. Einige der Waben sind aus einer
Klarsichtfolie, durch die man in der Kuppel bei Nacht den unvergleichlichen
Sternenhimmel sehen kann nach vorne hat man einen Blick wie aus einer
Raumstation auf das Tal des Rio Chaihuín.
Innen steht ein Holzofen (wie in den Jurten), der ein
angenehmes Raumklima schafft, auch wenn man nachts immer wieder ein paar
Holzscheite nachlegen muss. Ökologisch eben.
Betrieben wird die Lodge von Romina und Edmondo, ein Paar,
das den Besuchern die Schönheit und Vielfalt der Natur vermitteln will. Romina
ist eine exzellente Köchin, Edmondo hat sich auf Amphibien spezialisiert und
kennt im Wald jede Kröte. Sein Liebling ist der Darwin-Frosch (Rhinoderma darwinii) aus der Familie der Froschlurche. Es sind Maulbrüter, die die jungen
Kaulquappen bis zur „Froschreife“ in ihrem Kehlsack großziehen. Edmondo kann wunderbar
davon erzählen.
Romina, Edmondo, Camila, Macarena, Yohana und ich |
Die beiden
Naturreservate, sowohl die Reserva (privat) und der Parque (staatlich) sind
hervorragend gemanagt und gepflegt. Wanderwege führen durch die überbordende
Vegetation der selva valdiviana.
Am Nachmittag
waren wir dann noch bei Lobería, von dort kann man auf zwei kleinen Felsenhügeln
im Meer ganz nahe der Küste hunderte von Seelöwen beobachten. Ganz schön was
los da. Ihr Geschrei und Gezänk hört man schon aus weiter Entfernung. Sie
drängen sich auf engstem Raum, über- und nebeneinander, sie beißen und schubsen
sich und kämpfen um die besten Plätze.
Am Abend hat
der angekündigte Regen eingesetzt, im Domo
knisterte das Feuer. Nach einem köstlichen Essen hat der Tag mit einem Glas
Rotwein einen entspannenden Abschluss gefunden.
Samstag:
Der Regen hielt sich noch bis in den Vormittag, dann brachen
wir auf, wir hatten einen Termin mit einer alten Dame. Doch das war gar nicht
so einfach. Das Alerce-Gebiet liegt
in der Reserva und man kann es nur
mit einem lizensierten Führer begehen – doch keiner hatte Zeit. Edmundo hat es
dann doch irgendwie geschafft. Wir machten uns auf den Weg.
Nach einer Biegung des
schmalen Weges durch den dichten, fast undurchdringlichen Regenwald, stand sie
da, Oma Alerce, (Fitzroya cupressoides), eine patagonische
Zypresse, in aller Gelassenheit, den ganzen Rest der Vegetation mit stoischer
Gelassenheit überragend. Die Alerce gehört zu den langlebigsten Bäumen
überhaupt, es soll Exemplare geben, die um die 4000 Jahre alt sind. Im Vergleich
dazu ist unsere Oma Alerce allenfalls im besten Alter. 2500 Jahre und
stattliche 45 m hoch. Als etwa um das Jahr 500 vor Chr., in der
Vorweihnachtszeit, sich ihr erster kleiner Trieb aus dem Samen zwängte war ihre
Welt noch in Ordnung. Vielleicht siedelten Chiquillanes und Poyas
unten an der Küste, vertrieben sich die Zeit mit Muscheln suchen, Fischfang und
etwas Landwirtschaft. Vermutlich haben sie Kartoffeln angebaut, denn genau hier
(Chiloe) ist die Kartoffel zur Welt gekommen. Erst als unsere Oma Alerce schon über 1000 Jahre alt war (und
gerade mal einen Durchmesser von 60 cm erreicht hatte) haben die ersten
Polynesier die Osterinsel besiedelt. Und nochmal 1000 Jahre später kamen dann
die Europäer mit finsteren Absichten in das Land.
Es ist schon
ein ganz besonderes Gefühl unter so einem gewaltigen Baumriesen zu stehen.
Allein die Rinde dieser Riesen ist bis zu 30 cm dick, das Holz ist eher leicht
und von rötlicher Farbe. Früher wütenden die Holzfäller in dem Gebiet; der
ursprüngliche Wald musste für Eukalyptusplantagen weichen – für die Papierindustrie.
Die Alerce wurde dann von
chilenischen Regierung unter Schutz gestellt, eine private Organisation – The Nature Conservancy – konnte 60.000
ha kaufen und betreibt seit 2005 den Schutz dieser Region.
Unten am Stamm des Baumriesen, in Augenhöhe, klebte eine
gelbe, glibbrige Masse und begann langsam zu tropfen. Caca de los duendes (Zwergen-Kacke) wird das hier genannt. Das sind
Schleimpilze aus der Familie der Myxomycota, etwas
vornehmer ausgedrückt. Diese Schleimpilze haben keinen festen Standort, können
sich fortbewegen, kleine Wanderungen unternehmen, sich abtropfen lassen und
sich wieder vereinen. Genau so habe ich mir immer die Aliens vorgestellt,
riesige Glibberwesen, die alles einschleimen und nicht zu fassen sind!
Caca del Duende |
Jetzt haben
australische Wissenschaftler festgestellt, dass diese Hirnlosen Schleimtiere in
der Lage sind, den kürzesten Weg aus einem Labyrinth zu finden. Also doch
Aliens!
Yohana, Camila und Macarena bei der Arbeit |
Der Tag endete
in einer Tinaja, einem genialen
Holzbottich, mit Holz geheizt, bei 38 Grad. Und einer schönen Flasche Rotwein.
Was für ein Tag!
Sonntag:
In der Nacht
brach die Wolkendecke auf und gab den Blick frei auf einen unendlichen
Sternenhimmel, den man durch das Dachfenster im Domo beobachten konnte. Luxus von seiner schönsten Seite. Am Horizont
stand das Kreuz des Südens in seiner ganzen Pracht.
Am Morgen noch
eine letzte kleine Wanderung mit Edmondo in seinem Zauberwald der Kröten und
Frösche. Bei dem Spaziergang haben wir auch einen kleinen toten Monito del Monte gefunden, bzw. was von
ihm noch übrig war, ist wohl einem Fressfeind zum Opfer gefallen. Lebendig
sehen sie ganz putzig aus. Sind übrigens Beuteltiere – die gibt es nicht nur in
Australien!
Ein kleiner
Stopp im ONA, unserem Lieblingsrestaurant in Niebla, war dann der angemessene Abschluss.
Manchmal kann man auch hier richtig gut essen. Peruanisch-japanische Küche!
Neues von unseren Mitbewohnern:
Ein
Schwalbenpaar (Golondrinas) nistet im
Abflussrohr unseres Balkons. Die Jungen wachsen stetig heran und treiben mit
ihrem Gefiepse und Gezeter die Alten zur Futtersuche an. Sie werden wohl bald
flügge werden. Wenn man den Deckel des Abflusses hebt, kann man die Kleinen in
ihrem Nest beobachten. Gute Nachbarn!
Wohnung Golondrina |
Golondrina |
Wasserstandsmeldung Katzen: 28.11.2016: Nr.: 36 (von 248)
Und für den weihnachtlichen Genuss
www.vinoval.de |
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