Donnerstag, 14. September 2017

Guatemala


37 Guatemala

Als ich vor Jahren in Guatemala war hatte ich eines nicht geschafft: ein Besuch in Tikal. Das wollten wir nachholen und haben einen Flug nach Flores gebucht. Volaris hat dann seinen Flugplan geändert und so kam es, dass wir einen Tag in Guatemala Stadt hatten. Mehr wäre auch nicht nötig gewesen. Aber immerhin. Wir haben uns das Spiel Deutschland – Chile (CONFED-Cup) angesehen, in einer der ältesten Bars von Guatemala, die meisten anderen, einheimischen Zuschauer waren eher auch für Deutschland. 

Guatemala Ciudad

Nach dem Fußball noch ins Museum - um sich auf die Maya-Kultur einzustimmen, das war den Ausflug unbedingt wert.  


 





















Am Abend ging der Flug dann nach Flores. Und dieses Flores gehört zu den Orten, die man auf einer Reise durch Mittelamerika besucht haben muss! Besser gesagt: Isla de Flores, im See Petén Itzá gelegen.
Isla de Flores
Diese Bonsai-Insel ist gerade mal 320 m breit und 380 m lang. Wollte man hier 10 km joggen, dann müsste man sie fast achtmal umrunden (auf der Fraueninsel hätte man diese Strecke schon nach siebenmal geschafft!). Dort schlägt das touristische Herz der Region, hier gibt es prima Restaurants und Kneipen, coole Bars und sehr individuelle Hotels.
Garküche am Ufer
Am Abend gibt es kleine Garküchen an dem Mini-Malecón und man kann sich bei einem Feierabendbier oder einem Mojíto oder Cuba Libre in den Sonnenuntergang verlieben. Oder man kann einfach durch die kleinen Gassen bummeln, mit den Leuten über das Wetter reden, die Atmosphäre genießen. Der Parque Central und die koloniale Kirche liegen in der Mitte der winzigen Insel auf einem kleinen Hügel, von dem man einen guten Rundblick hat. Wenn man doch mal ein Taxi braucht: hier sind über 700 Apes indischer Herkunft unterwegs, hat mir natürlich ganz besonders gut gefallen.
Zu dem herrlichen Gefühl touristischer Leichtigkeit hat vor allem auch unser Hotel beigetragen. Stil: sehr schön, man könnte es Design-Hotel nennen wäre dieser Name nicht schon zu oft missbraucht worden, von Hoteliers, die einen Druck von Picasso ins Zimmer hängen und damit zeigen wollen, dass sie was von Design und Kunst verstehen.
Hotel Isla de Flores
Das Hotel Isla de Flores hatte offensichtlich einen Besitzer mit einer sicheren Hand für die Gestaltung des Hotels, dass sich der Gast einfach wohlfühlen muss. Vom gegossenen Fußboden mit einem floralen Muster, bis zur Einrichtung der Zimmer: alles war stimmig. Der gleiche Besitzer hat auch oben in Tikal, im Eingangsbereich der archäologischen Stätten eine Reihe kleiner Bungalows, die ähnlich reizvoll sind wie das Haus in Flores. Dort gab es auch einen Pool, umgeben von mächtigen Bäumen des tropischen Regenwaldes. Und während man mit einem Mojito auf ein köstliches Abendessen wartet spielen über einem in den Baumwipfeln die Spinnenaffen. Ein magischer Ort!
Ape-Taxi 403 von 733

Natürlich waren wir dort nur wegen der Mayas. Aber das ist eine andere Geschichte. Für den nächsten Blog: Mundo Maya. Von Flores aus sind wir erst mal nach Antigua gefahren. Genau, gefahren, wir haben nämlich vergessen, einen Flug zurück zu buchen; also sind wir mit dem Nachtbus (Schlafsessel, Klimaanlage) zurück nach Antigua (Umsteigen in Guatemala Stadt) gefahren. Es war natürlich günstiger als Fliegen, nun ja, es war ganz in Ordnung. Kann man machen. Muss man aber nicht.
Antigua. Am Hauptplatz

Morgens gegen acht kamen wir in Antigua an. Der absolute Hammer. Wikipedia: Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Antigua mehr als 50.000 Einwohner, über 50 Kirchen und Kapellen, Krankenhäuser, Schulen, eine Druckerei und auch eine Hochschule, aus der die heutige Universidad de San Carlos de Guatemala hervorging. Diese Stadt wurde am 29. Juni 1773 durch ein schweres Erdbeben völlig zerstört. Zunächst plante man einen Umzug der Hauptstadt ins etwa 150 km östlich gelegene Jalapa, dann entschied man sich für die nur 45 km entfernte Ermita-Hochfläche, wo sich heute Guatemala-Stadt befindet.
ehemalige Universität
1976 wurde Antigua wieder von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht. Kurze Zeit später war ich dort, ich erinnere mich nur an einen Ausflug zwischen Ruinen. Jetzt, 40 Jahre später, ist Antigua die einzige Stadt, die ich kenne, die ihr koloniales Erbe zu 100% bewahrt hat.
vom Beben gezeichnet
Die Gebäude und die Gassen, die Kirchen und Kathedralen, Hotels und Hostales, Pforten und Pflaster, alles vermittelt den Stil kolonialer Lebensweise, Grandezza und Tristezza, und ist gleichzeitig belebt von der Freude an der Gegenwart. Menschen, die dort leben, Touristen in den Gassen, Indios in bunten Kleidern, einfache und schicke Geschäfte, coole Kneipen und edle Restaurants, Arkaden, herrliche Museen, irre Ruinen, viel Leben, überall. Tolles Essen.
Tolle Kneipen - tolles Essen
Diese Stadt ist stimmig, sie hat, wie auch immer, alles bewahrt und nichts verfälscht. Hier gibt es eigentlich kein Gebäude, das nicht reinpasst, kein Hochhaus von irgendwelchen Investoren, keine Konsummeile mit HM, Adidas oder was auch immer. Diese Stadt ist der Wahnsinn. Must go! Man kann hier prima Essen, Fußball gucken, in den Museen alles über Kunst, Kultur und Geschichte erfahren, die Seele zwischen Vergangenheit und Gegenwart baumeln lassen. Antigua.

Blick vom Vulkan
Einen Ausflug in die Natur haben wir natürlich dennoch gemacht: zum Vulkan Acatenango. Ein Spaziergang, eine kleine Wanderung, vielleicht drei Stunden bergauf. Und dann oben, über der Baumgrenze, Picknick-Time auf heißen Lava-Feldern. Auf den heißen Dampffontänen hätte man gut ein Ei kochen können – wir mussten auf großen Zahnstochern Marsh-Mellos schmelzen.

Was für ein Unsinn. Aber der Ausflug war grandios. Der weite Blick, die Vulkanasche, fruchtbares Land der Zukunft, diese Erhabenheit der Natur, diese schlummernde Gewalt, die, wenn sie ausbricht, den Menschen ganz klein werden lässt, verletzlich und hilflos.