Montag, 27. März 2017

Carretera Austral


21 Carretera Austral



Es gibt so ein paar Sehnsuchtsorte, so ein paar Namen, die Sehnsüchte erwecken. Natürlich die Panamericana, die man möglichst mit einem 56er Chevy Cabrio von Alaska nach Feuerland gefahren sein muss. Oder die Seidenstraße, der man auf einem Kamel vom Mittelmeer bis nach Ostasien gefolgt ist. Kann ja alles noch werden. Für den Anfang haben wir uns eine Nummer kleiner ausgesucht: die Carretera Austral von Puerto Montt – mit einem 2001er Subaru – bis Puerto Chacabuco. Auch Zwerge haben einmal klein angefangen.

 
Adie und Jonny

Unsere Freunde aus Australien, Adie und Jonny waren zu Besuch und wir wollten runter zum Gletscher San Rafael, Whisky mit 1000jährigem Eis trinken und zu den Letzten gehören, die diesen Gletscher noch live erleben. Bald wir es ihn nicht mehr geben. Diese Reise war ein Eintauchen in die Welt des Sehens, der großartigen Naturerlebnisse, der Bilder von bizarrer Schönheit, dem Spaß an den kleinen Dingen und der Lust an ach so banalen Events wie Karaoke in der Schiffsbar.



Die erste Nacht unserer Reise haben wir in Petrohue verbracht, in einer sehr schönen Cabaña mit Blick auf den See, der uns zum Sonnenuntergang mit den schönsten Farbspielen erfreute. Doch der Vulkan Osorno dominiert mi seinem erhabenen Kegel die ganze Gegend. 
Der Osorno




Wir sind bis hoch zur Schneegrenze gefahren, dort gibt es ein Refugio (Berghütte) und drei Biergartentische für das Feierabendbier.
Feierabendbier am Osorno


Man müsste mal eine Hitliste für die schönsten Locations für ein Feierabendbier zusammenstellen. Mir fallen da schon ein paar unvergleichliche Stellen ein:

Der Chiemgauhof bei Grabenstätt am Chiemsee mit einem unvergleichlichen Blick in den Sonnenuntergang über dem See

Im Augustiner-Biergarten, oben auf der Terrasse, in einer lauen Sommernacht

In unserer Laube im Englischen Garten. In der YOLO Bar in Siem Reap, und eben das Refugio an der Schneegrenze vom Osorno – ganz vorne mit dabei!



Am Abend haben wir in unserer Cabaña gekocht und öfter darauf angestoßen, dass wir an so einem wunderbaren Ort auf dieser Welt sind.

Die nächste Etappe war Hornopiren. Die Hosteria Catalina war eigentlich ganz sympathisch, was die Sauberkeit betrifft gibt es noch Luft nach oben. Sollte einfach mal renoviert werden.

Auf der Fähre
Von hier aus geht es mit der Fähre weiter, über einen Fjord-ähnlichen See. Ist eigentlich kein See, sondern eine tief in die Berge gegrabene Bucht des Golfs von Ancud, der auf der anderen Seite von der mächtigen Insel Chiloe begrenzt wird. Der Himmel war etwas verhangen was die Landschaft noch etwas dramatischer erscheinen ließ. In Caleta Gonzalo waren wir dann wieder auf der Carretera Austral. Über Chaiten ging es dann zum Lago Yelcho zu einem Hotel, wo man gut und gerne ein paar Tage mehr hätte verbringen wollen. Vor lauter Begeisterung haben wir alle vergessen, dass wir ein Foto machen wollten.



Die Carretera Austral ist die wichtigste (eigentlich die einzige) Verkehrsachse in den Süden Chiles. Ganz runter kommt man dann nur noch über Argentinien. An der Carretera wird viel gearbeitet, ein Teil der Straße ist schon geteert. Das ist dann natürlich was für Weicheier! Harte Kerle wollen den Staub der Vorausfahrenden spüren bis er auf den Zähnen knirscht und in den Augen brennt. Coole Typen wollen jedes Schlagloch am Arsch spüren, das letzte aus der Karre rausholen, nur nicht aufgeben. Augen zu und durch. Ist natürlich alles Quatsch. Wir waren jedes Mal wieder froh, wenn wir anständigen Asphalt unter den Reifen hatten, der Subaru sein nervöses Klappern einstellen konnte und wir uns so auch mehr der Landschaft widmen konnten und weniger den Schlaglöchern. Aber einige Typen haben wir dann aber doch bewundert: die Biker! 
die Verrückten
Allein oder in kleinen Gruppen haben sie sich mit schwerem Gepäck die Carretera rauf und runter gequält. Und die Landschaft ist verdammt bergig. Das muss man mögen. An manchen Stellen war mehr Biker unterwegs als Autos, zwischendrin dann auch noch ein paar Typen, die das zu Fuß machen wollten, auch auf dieser staubigen Straße. Das sind die ganz Verrückten. Von den Motorradfahrern ganz zu schweigen.



Ziel der Autofahrt: Puerto Chacabuco.

Also die meisten Städte im Süden Chiles sind jetzt kein Highlight der Architektur, manche sind eher hässlich bis banal, manche nichtssagend, manche ganz aufgeräumt. Eigentlich nichts, wo man sagen würde: da muss ich nochmal hin. Puerto Montt ist zu groß, um noch einen gewissen Charme auszustrahlen (außer dem Fischmarkt natürlich), Puerto Varas ist sehr rausgeputzt, adrett, aber zu klein, hier brummt der Bär nicht.

Aber der absolute Hammer ist Puerto CHACABUCO!!!! Schon der Klang des Wortes Cha-ca-bu-co erinnerte mich an meine Sehnsuchtswelten früher Jahre: Tim-buk-tu, Kili-mand-scharo!

Und dann kamen wir an. Im Hotel Loberias del Sur, ein 3-Sterne-Schuppen, der auf 4 gemacht hat, na ja, ganz nett, wenn die Bar noch etwas länger aufgemacht hätte.
Puert Chacabco

Wir haben unser Zimmer bezogen, das Gepäck hochgeschleppt und wollten auf die Straße zum Essen gehen. Einheimisch, vom Kutter auf den Teller, lecker Seafood! Puerto!
Puerto Chacabuco

Nichts was wir je im Süden von Chile gesehen haben war so schrecklich und so hässlich wie Puerto Chacabuco! Zwei Kneipen, beide geschlossen, Gott sei Dank. Bon jour Tristesse.
Auch Puerto Chacabuco!!!!

Etwas enttäuscht sind wir dann wieder in unserem 3-Sterne-Banal-Hotel gelandet und haben uns mit Nüsschen, Bier und Wein noch einen schönen Abend gemacht. Wir haben uns schon auf die Gletscher Tour gefreut.
Morgen zum Gletscher!!!!!!!