21 Carretera Austral
Es gibt so ein paar Sehnsuchtsorte, so ein paar Namen, die
Sehnsüchte erwecken. Natürlich die Panamericana, die man möglichst mit einem 56er
Chevy Cabrio von Alaska nach Feuerland gefahren sein muss. Oder die Seidenstraße,
der man auf einem Kamel vom Mittelmeer bis nach Ostasien gefolgt ist. Kann ja
alles noch werden. Für den Anfang haben wir uns eine Nummer kleiner ausgesucht:
die Carretera Austral von Puerto Montt – mit einem 2001er Subaru – bis Puerto
Chacabuco. Auch Zwerge haben einmal klein angefangen.
Unsere Freunde aus Australien, Adie und Jonny waren zu
Besuch und wir wollten runter zum Gletscher San Rafael, Whisky mit 1000jährigem
Eis trinken und zu den Letzten gehören, die diesen Gletscher noch live erleben.
Bald wir es ihn nicht mehr geben. Diese Reise war ein Eintauchen in die Welt
des Sehens, der großartigen Naturerlebnisse, der Bilder von bizarrer Schönheit,
dem Spaß an den kleinen Dingen und der Lust an ach so banalen Events wie
Karaoke in der Schiffsbar.
Die erste Nacht unserer Reise haben wir in Petrohue
verbracht, in einer sehr schönen Cabaña mit Blick auf den See, der uns zum
Sonnenuntergang mit den schönsten Farbspielen erfreute. Doch der Vulkan Osorno dominiert
mi seinem erhabenen Kegel die ganze Gegend.
Der Osorno |
Wir sind bis hoch zur Schneegrenze gefahren, dort gibt es ein Refugio (Berghütte) und drei Biergartentische für das Feierabendbier.
Feierabendbier am Osorno |
Man müsste mal eine Hitliste für die schönsten Locations für
ein Feierabendbier zusammenstellen. Mir fallen da schon ein paar
unvergleichliche Stellen ein:
Der Chiemgauhof bei Grabenstätt
am Chiemsee mit einem unvergleichlichen Blick in den Sonnenuntergang über dem
See
Im Augustiner-Biergarten, oben
auf der Terrasse, in einer lauen Sommernacht
In unserer Laube im Englischen
Garten. In der YOLO Bar in Siem Reap, und
eben das Refugio an der Schneegrenze vom
Osorno – ganz vorne mit dabei!
Am Abend haben wir in unserer Cabaña gekocht und öfter
darauf angestoßen, dass wir an so einem wunderbaren Ort auf dieser Welt sind.
Die nächste Etappe war Hornopiren. Die Hosteria Catalina war
eigentlich ganz sympathisch, was die Sauberkeit betrifft gibt es noch Luft nach
oben. Sollte einfach mal renoviert werden.
Auf der Fähre |
Von hier aus geht es mit der Fähre weiter, über einen Fjord-ähnlichen
See. Ist eigentlich kein See, sondern eine tief in die Berge gegrabene Bucht
des Golfs von Ancud, der auf der anderen Seite von der mächtigen Insel Chiloe
begrenzt wird. Der Himmel war etwas verhangen was die Landschaft noch etwas
dramatischer erscheinen ließ. In Caleta Gonzalo waren wir dann wieder auf der
Carretera Austral. Über Chaiten ging es dann zum Lago Yelcho zu einem Hotel, wo
man gut und gerne ein paar Tage mehr hätte verbringen wollen. Vor lauter
Begeisterung haben wir alle vergessen, dass wir ein Foto machen wollten.
Die Carretera Austral ist die wichtigste (eigentlich die
einzige) Verkehrsachse in den Süden Chiles. Ganz runter kommt man dann nur noch
über Argentinien. An der Carretera wird viel gearbeitet, ein Teil der Straße
ist schon geteert. Das ist dann natürlich was für Weicheier! Harte Kerle wollen
den Staub der Vorausfahrenden spüren bis er auf den Zähnen knirscht und in den
Augen brennt. Coole Typen wollen jedes Schlagloch am Arsch spüren, das letzte
aus der Karre rausholen, nur nicht aufgeben. Augen zu und durch. Ist natürlich
alles Quatsch. Wir waren jedes Mal wieder froh, wenn wir anständigen Asphalt
unter den Reifen hatten, der Subaru sein nervöses Klappern einstellen konnte
und wir uns so auch mehr der Landschaft widmen konnten und weniger den
Schlaglöchern. Aber einige Typen haben wir dann aber doch bewundert: die Biker!
die Verrückten |
Allein oder in kleinen Gruppen haben sie sich mit schwerem Gepäck die Carretera
rauf und runter gequält. Und die Landschaft ist verdammt bergig. Das muss man
mögen. An manchen Stellen war mehr Biker unterwegs als Autos, zwischendrin dann
auch noch ein paar Typen, die das zu Fuß machen wollten, auch auf dieser staubigen
Straße. Das sind die ganz Verrückten. Von den Motorradfahrern ganz zu
schweigen.
Ziel der Autofahrt: Puerto Chacabuco.
Also die meisten Städte im Süden Chiles sind jetzt kein
Highlight der Architektur, manche sind eher hässlich bis banal, manche
nichtssagend, manche ganz aufgeräumt. Eigentlich nichts, wo man sagen würde: da
muss ich nochmal hin. Puerto Montt ist zu groß, um noch einen gewissen Charme
auszustrahlen (außer dem Fischmarkt natürlich), Puerto Varas ist sehr
rausgeputzt, adrett, aber zu klein, hier brummt der Bär nicht.
Aber der absolute Hammer ist Puerto CHACABUCO!!!! Schon der
Klang des Wortes Cha-ca-bu-co erinnerte mich an meine Sehnsuchtswelten früher
Jahre: Tim-buk-tu, Kili-mand-scharo!
Und dann kamen wir an. Im Hotel Loberias del Sur, ein 3-Sterne-Schuppen,
der auf 4 gemacht hat, na ja, ganz nett, wenn die Bar noch etwas länger
aufgemacht hätte.
Puert Chacabco |
Wir haben unser Zimmer bezogen, das Gepäck hochgeschleppt
und wollten auf die Straße zum Essen gehen. Einheimisch, vom Kutter auf den
Teller, lecker Seafood! Puerto!
Puerto Chacabuco |
Nichts was wir je im Süden von Chile gesehen haben war so
schrecklich und so hässlich wie Puerto Chacabuco! Zwei Kneipen, beide
geschlossen, Gott sei Dank. Bon jour Tristesse.
Auch Puerto Chacabuco!!!! |
Etwas enttäuscht sind wir dann wieder in unserem
3-Sterne-Banal-Hotel gelandet und haben uns mit Nüsschen, Bier und Wein noch
einen schönen Abend gemacht. Wir haben uns schon auf die Gletscher Tour
gefreut.
Morgen zum Gletscher!!!!!!!